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FAZ-Mag: Seltsam

(119) Wolfgang Kröske begann unter seinem Künstlernamen Dr. Seltsam einen Feldzug gegen das unwissenschaftliche Arbeiten. „Ein Sieb von Forschungslöchern“ sei Hubertus Knabes Buch „Die unterwanderte Republik“, schimpfte der Stadtteilkabarettist zu Recht. Im Eifer des ideologischen Gefechts ging er seines Stammhirns verlustig. Bei der Stasi, schwärmte Seltsam, hätte er gerne mitgemacht: „Ich bin nur sauer, dass sie mich nie gefragt haben.“ Wäre Geschwätzigkeit Voraussetzung für Geheimdienstarbeit, Dr. Seltsam wäre Weltgeheimdienstchef. In seinem Schreibschwall begrub Seltsam jedwede Wirklichkeit unter sich: Er und andere hätten „schon damals gewusst“, dass „der RZ-Freigänger Till Meyer“ in der taz „manchmal nachts die Büroschreibtische durchforschte“. Zwar war Till Meyer Mitglied der „Bewegung 2. Juni“ und nicht der „RZ“ und „durchforschte“ in der taz auch keine „Büroschreibtische“, weshalb auch niemand das „schon damals gewusst“ haben kann, Seltsam nicht und auch kein anderer, aber geschenkt. Dr. Seltsam, der auch schon mal im Demo-Lautsprecherwagen Protest auf Frühschoppenniveau präsentiert, hatte es ohnehin nicht ernst gemeint, mehr als Metapher, für was auch immer. Wissenschaftliches Arbeiten vielleicht?

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