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„Steuerschock“ drückt Stimmung

Konsumenten halten sich wegen gestiegener Mehrwertsteuer mit Anschaffungen zurück

NÜRNBERG ap/dpa ■ Die höhere Mehrwertsteuer hat die Stimmung bei den Verbrauchern stark eingetrübt und in der Wirtschaft die Euphorie zumindest deutlich abgebremst. Das zeigen aktuelle Erhebungen der Marktforschungsgesellschaft GfK und des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.

Bei den Verbrauchern hat die Steuererhöhung regelrechte Katerstimmung ausgelöst: Nach dem Kaufrausch zum Jahresende verschlechterte sich die Neigung zu größeren Anschaffungen schlagartig, wie die Nürnberger GfK in ihrer gestern veröffentlichten Konsumklimastudie bekanntgab. Der entsprechende Index stürzte um 65 auf minus 5,1 Punkte ab. Dies war der größte Einbruch seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1980.

Hauptgründe für die stark getrübte Verbraucherstimmung seien der „Steuerschock“ zum Jahresbeginn und ins alte Jahr vorgezogene Anschaffungen. Die Verbraucher seien sich sehr unsicher, wie sich die höhere Mehrwertsteuer tatsächlich auf die Preise ausgewirkt habe, erklärte GfK-Autor Rolf Bürkl. Sie würden sich deshalb so lange mit Anschaffungen zurückhalten, bis sie sich einen ausreichenden Überblick verschafft hätten.

Auch die Stimmung in der Wirtschaft ist zum Jahresbeginn gedrückt: Der ifo-Geschäftsklimaindex sank leicht von 108,7 auf 107,9 Punkte. Experten hatten dagegen zuvor mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Für den Rest des Jahres sind die Prognosen optimistischer: Nach ifo-Angaben beurteilten die Firmen ihre Aussichten für das kommenden halbe Jahr positiver. Und auch die Kaufzurückhaltung der privaten Konsumenten ist nach Einschätzung der GfK nur vorübergehend; sie werde sich rasch normalisieren, wenn die Verunsicherung gewichen ist. Trotz höherer finanzieller Belastungen festigten sich im Januar sowohl das Vertrauen der Verbraucher in den wirtschaftlichen Aufschwung als auch die Hoffnung auf höhere Einkommen: Der Index der Konjunkturerwartung kletterte um 1,8 auf 37,5 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit sechs Jahren. Bei der Einkommenserwartung, die zuletzt einen deutlichen Dämpfer erhalten hatte, legte der entsprechende Indikator um 11 auf minus 5,1 Punkte zu und machte damit die Verluste vom Dezember mehr als wett.

Sollte die ins Negative überzeichnete Anschaffungsneigung in absehbarer Zeit korrigiert werden können, werde sich aber auch das Konsumklima relativ rasch wieder erholen. Dies setze allerdings voraus, dass die Verbraucher von der Politik nicht weiter verunsichert würden: „Wünschenswert wären hier Berechenbarkeit und Verlässlichkeit bei den anstehenden Reformvorhaben, die zudem zu keinen weiteren massiven Belastungen führen dürfen“, lautet Bürkls Fazit.

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