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Gegen ausufernden Kerosinfraß

Das Reisemagazin „Verträglich Reisen“ bietet Tipps rund ums aktive, naturnahe, umweltschonende Reisen

„Unser Anliegen ist es, den Zusammenhang von Reisen und Klima herzustellen“, sagt Regine Gwinner, die Chefredakteurin des Reisemagazins Verträglich Reisen. „Statt mit dem Flieger auf die Kanaren zu reisen, empfehlen wir lieber den Radurlaub in Dänemark.“ Auf 140 Seiten bietet das Reisemagazin umweltschonende Alternativangebote zum Urlaubsmainstream: Wellness, Naturparadiese, Ruhrgebiet oder Reiterhof. Ein Serviceteil listet ausgezeichnete Veranstalter und ausgezeichnete Unterkünfte auf. Und ein Interview mit Hansruedi Müller, dem Berner Freizeit- und Tourismusforscher, unterfüttert die Stoßrichtung: „Fliegen ist inhuman“ und „Vorwärts im europäischen Tourismus heißt Nähe“.

Doch ganz lupenrein ist die Antiflug-Gazette nicht: Ein Kunde schaltet eine Anzeige für Flugreisen nach Kuba, in der Liste der Reiseveranstalter tauchen Anbieter mit Flugreisen auf, und auch nach Rumänien ins Biosphärenreservat Donaudelta werden die meisten Urlauber fliegen – auch wenn im Infokasten die Bahnanreise propagiert wird.

Verträglich Reisen versucht „den Brückenschlag zwischen unserem ökologischen Anliegen und dem konventionellen touristischen Publikum“, erläutert Regine Gwinner. Vor allem Familien, Gesundheitsaffine und die Spezies der Geschäftsreisenden soll mit Alternativen zu Dienstwagen und 0815-Hotel geködert werden. Die breite Masse interessiere sich nicht für die Ökostation im Harz, sagt Regine Gwinner, schon eher für Wellness.

Um an eine breitere Klientel heranzukommen, hat die Redaktion von Verträglich Reisen – sie ist identisch mit derjenigen von fairkehr, dem Mitgliedermagazin des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) – weitere Vertriebspartner ins Boot geholt. Jetzt wird die Zeitschrift auch in Zügen von DB Nachtzug ausgelegt oder Paketen von Jako-o, dem Versandhandel für Kindersachen, beigelegt.

Verträglich Reisen wird zum größten Teil durch Anzeigen finanziert und nur zum geringen Teil über den Verkauf. Das sieht man dem Magazin auch an. Denn die Reiseberichte stehen Seite an Seite mit in redaktionellem Gewand verkleideten Anzeigen, auch wenn diese formal korrekt als Anzeige gekennzeichnet sind.

Chefredakteurin Gwinner sieht in dieser optischen Gemengelage einerseits „schon ein Problem“, verweist aber andererseits auf die Tatsache, dass „unsere Anzeigenkunden traditionell keine normalen Anzeigen schalten wollen“. Schade eigentlich, denn durch die anzeigenkonforme Gestaltung weiß der Leser nicht immer, ob er in einem Reisemagazin liest oder im Reisekatalog blättert. GÜNTER ERMLICH

Verträglich Reisen, Magazin für Reisen und Umwelt, 140 S., 3,90 €. Erhältlich im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder durch Online-Bestellung unter www.vertraeglich-reisen.de

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