: Trend zum Gift
Heutige Müllverbrennungsanlagen sind längst nicht mehr solche Giftschleudern wie in den 70er-Jahren. Doch während etwa die Öfen in Bielefeld, Kiel oder München mit einer mehrstufigen Rauchgasreinigung ausgestattet sind und viele Grenzwerte um 90 Prozent unterschreiten, geht der Trend heute wieder zu einfacheren Anlagen. Sie blasen im Regelbetrieb ein Vielfaches dessen an Feinstaub, Stickoxiden und Schwefeldioxid in die Luft, was technisch möglich wäre. Dabei würde eine optimale Filtertechnik die Kosten gerade einmal um drei bis fünf Prozent erhöhen. Genau eine solche Ausstattung fordert die Bürgerinitiative in Korbach für die neue Anlage auf dem Gelände des Conti-Werks. Außerdem will sie untersuchen lassen, wie hoch die Belastung durch den Reifenhersteller schon ist und ob die Müllverbrennungsanlage zusätzliche Gefahren bringt. Schließlich leiden in dem 25.000-Einwohner-Ort über doppelt so viele Erstklässler an Bronchitis als im übrigen Hessen. Eine im Auftrag des Regierungspräsidiums in Kassel erstellte Expertise sieht jedoch keine „gesundheitsrelevanten Aspekte“ durch die neue Anlage. „Grundlage sind Luftmesswerte, die 20 und 40 Kilometer vom Werk entfernt ermittelt wurden“, empört sich Frank Rose, der in der Bürgerinitiative mitarbeitet. aje
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen