: Das Dänentum ist kompliziert
Neuer Einbürgerungstest in Dänemark mit 300 Fragen überfordert die Dänen selbst. Ausländer aber sollen in Zukunft zwei Drittel davon richtig beantworten müssen
STOCKHOLM taz ■ Ein Test auf den Internetseiten der dänischen Zeitungen brachte ein niederschmetterndes Ergebnis: Ein Großteil der DänInnen scheint den eigenen Pass zu Unrecht zu haben. Denn der Test zum Dänentum, den die Zeitungen gestern veröffentlichten und den zukünftig AusländerInnen absolvieren sollen, die eingebürgert werden wollen, erwies sich für die meisten als zu schwierig.
Sie konnten nämlich Fragen nicht richtig beantworten, wie: Was machte Harald Blåtand im Jahre 965 in Jelling? Welche Lampe entwarf der Architekt Poul Henningsen? Und in welchem Jahr gewann die dänische Frauenhandballnationalmannschaft die Weltmeisterschaft? Solcher Wissensprüfung werden sich ab Mai alle AusländerInnen unterziehen müssen, die dänische StaatsbürgerInnen werden wollen. Und wer nicht zwei Drittel davon beantworten kann, sollte sich die 130 Euro Verwaltungsgebühr gleich sparen, die ein Einbürgerungsantrag kostet.
Die dänische Regierung hatte im vergangenen Jahr einen Einbürgerungstest beschlossen und nun machte das Integrationsministerium einen ersten Katalog mit 300 Fragen öffentlich. Aus denen sollen dann jeweils 40 ausgewählt werden, ergänzt mit fünf „aktuellen“ Fragen. Mindestens 28 müssen richtig beantwortet werden.
„Diese Hürde wirkt absolut demotivierend“, berichtet Fahmy Almajid, der seit Jahren Integrationskurse gibt. Sämtliche seiner KursteilnehmerInnen seien bei einem Test durchgefallen: „Auch solche, die schon sieben, acht Jahre in Dänemark leben.“
Integrationsministerin Rikke Hvilshøj will die Kritik nicht verstehen: „Man kann sich doch vorbereiten. Und eine gewisse Grundkenntnis, was unsere Kultur, Geschichte und Traditionen angeht, kann man erwarten.“
REINHARD WOLFF
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen