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Flughafen hat 15.000 Gegner

Der Münchener Flughafen soll eine dritte Startbahn bekommen. Anwohner fürchten Lärm und Dreck. Selbst CSU-Mitglieder kämpfen gegen das bayerische Prestigeprojekt

MÜNCHEN taz ■ Es ist ein neues Prestigeprojekt, das die bayerische CSU-Staatsregierung derzeit zusammen mit der SPD-geführten Stadt München vorantreibt: Der Münchner Flughafen soll noch größer und besser werden – und dazu bis 2011 eine dritte Startbahn bekommen. Aber der Widerstand wächst.

Am Samstag zogen etwa 15.000 Anwohner durch die Landeshauptstadt, um gegen eine Flughafenerweiterung zu protestieren. In seltener Eintracht marschierten dabei auch Grüne, CSU, SPD und Freie Wähler. Argumente gegen den Ausbau: Lärm und Ausstoß von Treibhausgasen.

Schon jetzt ist der Münchner Flughafen, betrieben von Bund, Land und der Stadt München, einer der weltweit größten: Platz 7 in Europa, Platz 2 in Deutschland. Im vergangenen Jahr wurden über 30 Millionen Passagiere abgefertigt, ein Plus von 7,5 Prozent im Vergleich zu 2005. Tendenz: steigend, sagt der Flughafenbetreiber FMG. Mit derzeit bis zu 90 Starts und Landungen pro Stunde seien die beiden bestehenden Bahnen jedoch an der Kapazitätsgrenze. Für das Wachstum – angestrebt sind 120 Flugbewegungen pro Stunde – müsse schnell eine neue, dritte Start-und-Lande-Bahn gebaut werden. Im Norden des Flughafens soll die vier Kilometer lange Piste ihren Platz finden, noch näher an der Domstadt Freising.

„Wir rufen in den Landtag, in die Staatsregierung, in die Stadt München, aber auch nach Berlin: Denken Sie nicht nur an Wachstumsraten, sondern auch an die Menschen, die um ihre Gesundheit und Heimat fürchten“, rief Freisings Oberbürgermeister Dieter Thalhammer (SPD) am Samstag von der Bühne in Münchens Innenstadt. Unter den Demonstranten waren Bürgerinitiativen, die Landtagsfraktion der Grünen und alle 16 Mitglieder der Freisinger CSU-Stadtratsfraktion. Diese hielten ihr meterlanges Banner hoch: „Stadt, Land und Bund richten uns zugrund’ – zwei Bahnen reichen“.

Für die konservativen Kommunalpolitiker ist das ein beinahe mutiger Schritt. Der taz erklärte eine CSU-Stadträtin, dass sie „von oben aus der Partei“ einen Maulkorb bekommen habe in Sachen Flughafenprotest. Ihren Namen will sie dementsprechend nicht in der Zeitung sehen. Ihr Argument ist dasselbe wie bei allen anderen Demonstranten: Mit den bestehenden zwei Bahnen könne und müsse man leben, aber eine dritte Startbahn mit Einflugschneise über dem Domberg sei nicht mehr tragbar. Auch 100 Millionen Euro „Umlandfonds“ würden nicht helfen. Das Geld wurde den Gemeinden in der Region als Entschädigung angeboten. Die CSU-Stadträtin sagt: „Allein die nötige Freisinger Westumfahrung kostet 80 Millionen Euro.“

Massiv kritisieren alle Seiten die Kommunikation zwischen Betroffenen, Flughafen und Politikern. Den sogenannten Nachbarschaftsbeirat verschmähen die Menschen zwischen München und Freising als „PR-Veranstaltung“. Und selbst CSU-Kommunalpolitiker kommen nicht an die Entscheider, erklärte die CSU-Stadträtin: „Der Freisinger CSU-Bundestagsabgeordnete, Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber sowie sein Kollege, der Finanzminister Kurt Faltlhauser, haben sich noch nie hier blicken lassen.“ MAX HÄGLER

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