wildeisens lesezeichen: Onkel Tommys blöder Freund
In Pija Lindenbaums „Luzie Libero und der süße Onkel“ genießt Luzie die Ferien mit ihrem bunten Onkel Tommy. Doch auf einmal soll sie ihn mit dem langweiligen Günther teilen.
Alter: ab 4 Jahren
Story: Luzie verbringt die Ferien bei Oma und ihren Onkeln. Ihr Lieblingsonkel Tommy kommt gerade von einer seiner Reisen wieder. Kindergarten ade, jetzt wird’s bunt. Mit Tommy kann man in Cafés herumsitzen und Leute angucken, in traurige Kinofilme gehen und in CD-Läden abtanzen. Onkel Tommy hat immer bunte Hemden an und sagt zu Luzie „Luzie Libero“. Leider ist Fußballspielen nicht so sein Fall. Dafür kann er tolle Frisuren machen: Jeden Tag bekommt Luzie eine neue Haarfarbe.
Plötzlich taucht Günther aus Waldwimmersbach auf. Er lässt sich von Tommy die Haare schneiden und sieht danach genauso langweilig und doof aus wie vorher. Findet Luzie. Dennoch lädt ihn Onkel Tommy mit ins Café und ins Kino ein. Eifersüchtig kippt Luzie Zucker auf Günthers Schuhe und verstopft das Kinoklo. Am nächsten Tag holt Onkel Tommy sie zum Schwimmen ab. Wieder ist Günther dabei. Als sie nach Hause müssen, weil sich Tommy auf einmal ganz krank fühlt, kommt Günther wieder mit. Luzie blafft ihn an: „Wohnst du hier, oder was?“ Günther aber leiht sich Luzies Fußball und geht im Hof kicken. Da kann Luzie Libero nicht widerstehen. Zusammen mit Günther übt sie den ganzen Tag Schießen. Als Tommy wieder munter ist, muss er ins Tor. Nach einem hitzigen Spiel gegen Günther geht Luzie glücklich vom Platz: gewonnen.
Leserausch: In flott-frechem Ton erzählt Luzie ihre Geschichte realistisch und lebensnah. Ihre Wut wird durch ihre fantasievollen Racheakte humorvoll inszeniert. Trotz des Ernsts der Lage, schmunzelt man gerne über die frechen Einfälle dieses sympathisch-menschlichen Mädchens. Die Illustrationen lassen die Figuren karikaturhaft erscheinen. Lange Arme und Beine haben sie und große Nasen. Deutlich sind ihre Gefühle in den Gesichtern zu lesen. Die schwungvolle Verteilung von Text und Bild entspricht dem Temperament der Protagonistin. Potter-Faktor 3
Weltwissen: Kindern ist es egal, ob sie ihren Lieblingsonkel mit einem Mann oder einer Frau teilen müssen. Deshalb stehen die Gefühle des Kindes, seine Eifersucht im Mittelpunkt des Buches. Darüber, dass der Onkel offensichtlich schwul ist, verliert die Autorin kein Wort. Homosexuelle treten selbstverständlich auf, ohne dass dies in irgendeiner Form pädagogisiert wird. Von solchen Büchern brauchen wir mehr. Pisa-Faktor 4
Pija Lindenbaum: „Luzie Libero und der süße Onkel“. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2007, 12,90 €
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen