: berliner szenen Der Blitztalker
Comeback für Gerhard?
Er kam, sah und ging ganz schnell wieder. Gerhard Schröder stellte am Mittwoch im Kulturkaufhaus Dussmann die Taschenbuchausgabe seiner Biografie „Entscheidungen“ vor – kurz und schmerzlos. 20 Minuten Talk, fünf Fragen aus dem Publikum, ein paar Bücher signieren – und schwupps! war Gerhard wieder raus aus der Nummer. Das Veltins, das bereitstand, hat er nicht angerührt.
Hätte ich auch nicht, denn es stand schon eine halbe Stunde vorher offen im mollig warmen Scheinwerferlicht. Zur Taschenbuch-Version hatte Schröder nicht viel zu sagen. Vielleicht, weil eh nichts Neues drinsteht – erst vor einem halben Jahr hatte er im Kulturkaufhaus das Hardcover präsentiert. Für den preisbewussten Leser eine angenehme Weniger-als-Halbwertzeit. Schließlich kostete die gebundene Ausgabe noch 25 Euro, der kleine Bruder jetzt nur noch 9,95 Euro. Wer weiß, wie viel der Schinken nach dem Sommer noch wert ist.
Schröder plauderte indes über den für ihn notwendigen Bundeswehreinsatz in Afghanistan, seine Freundschaft zu Putin und über sein Festhalten am Atomausstieg. In seinem schicken dunklen Anzug hing er lässig im Stuhl, immer noch Politiker durch und durch, aber weniger gestresst. Gelassen blockte er Fragen aus dem Publikum ab, viel Zeit wollte er nicht opfern. Auf die Frage, ob er wieder für ein Amt in der SPD kandidieren würde, sagte er nur: „I never come back.“ Und ergänzte: Nicht dass es ihm noch gehe wie den Boxern. Zum Beispiel Axel Schulz, der zurückkam und gleich übel verdroschen wurde. Aber in dieser Hinsicht muss er sich wohl nicht sorgen: Die Menschenmassen, die vor einem halben Jahr dabei sein wollten, blieben schon diesmal aus. MARIE HÖNL
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