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Nationaler Club der Gelehrten steht bevor

Die Gründung einer einflussreichen Deutschen Akademie der Wissenschaften soll schon bald beschlossen werden

BERLIN taz ■ Nach jahrelangem zähem Ringen könnte Deutschland schon bald eine nationale Akademie der Wissenschaften bekommen. Bereits auf der nächsten Ausschusstagung der Bund-Länder-Kommission am 21. Juni fällt möglicherweise der Beschluss zur Gründung einer Deutschen Akademie der Wissenschaften. Gelingt dies, könnte die deutsche Forschung mit einem Mal auf internationaler Ebene mit einer Stimme sprechen.

Die Sprecherin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Eva-Maria Streier, bestätigte der taz die Pläne: „Die DFG ist zuversichtlich, dass die Wissenschaft der Politik noch vor der Sommerpause ein abgestimmtes Papier vorlegen kann und es damit in Kürze zu einem positiven Ergebnis kommen wird.“ Streier ist auch Sprecherin der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, der unter anderem Fraunhofer-Institute und Max-Planck-Gesellschaften angehören.

Eine nationale Akademie soll die deutsche Wissenschaft im Ausland vertreten – etwa beim European Research Council ERC, der EU-Fördergelder für exzellente Forschungsprojekte vergibt. Im Wissenschaftsrat des ERC werden die Staaten üblicherweise von ihren Akademien oder ihren Forschungsgesellschaften vertreten. Für Deutschland sitzen momentan zwei Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft im Rat. Die deutsche Forschung hofft, durch eine nationale Akademie mehr europäisches Fördergeld abzwacken zu können. Für die Akademie selbst ist ein einstelliger Millionenbetrag im Gespräch, den Bund und Länder zuschießen.

Gleichzeitig geht es um eine größere Unabhängigkeit bei der Beratung von Regierungspolitikern und Parlamentariern. Bei Themen wie Klimawandel oder Stammzellforschung soll sich die Deutsche Akademie einmischen. Wissenschaftliche Politikberatung gewinnt an Bedeutung: In Großbritannien sitzt mit Sir David King sogar ein Wissenschaftler am Kabinettstisch. Solche Chief Scientists gibt es auch in den Vereinigten Staaten, Australien oder Israel. Eine nationale Akademie, die ihre Mitglieder selber beruft, würde mehr Unabhängigkeit bringen als die bisherigen von der Politik eingerichteten Forscherkommissionen, sagte ein renommierter Wissenschaftler der taz.

Unsterblich seit Richelieu

Beispielsweise genießen die Mitglieder der 1635 auf Betreiben des Kardinals Richelieu gegründeten Académie française ein so hohes Ansehen, dass sie den Beinamen „die Unsterblichen“ führen. Entsprechend groß ist der Einfluss der Gelehrten, die sich vorrangig mit der Pflege der französischen Sprache beschäftigen. Die Dachorganisation der Akademien in Frankreich ist das Institut de France.

In Deutschland ist der Versuch, eine nationale Akademie der Wissenschaften zu gründen, so alt wie die Wiedervereinigung. Er scheiterte jedoch bisher am Föderalismus und an Einzelinteressen. Bisher gibt es den Wissenschaftsrat, der die Regierungen von Bund und Ländern vor allem in strukturellen und finanziellen Fragen der Hochschulpolitik berät. Der Generalsekretär des Wissenschaftsrats, Wedig von Heyden, sagte der taz: „Wir reden seit 15 Jahren darüber, es ist allen klar, dass diese Entscheidung gefällt werden muss.“ Das müsse noch in diesem Jahr geschehen. Bereits im Februar 2004 empfahl der Wissenschaftsrat die Gründung einer Nationalakademie als „Akademie mit flexiblen Arbeitsformen“. Schon da sollte sie nicht nur Forschungsaufträge vergeben, sondern internationale Ansprechpartnerin und wissenschaftliche Politikberaterin werden. Eine machtpolitische Frage: Die Länderakademien, von denen es acht in Deutschland gibt, blockierten.

Technikakademie ab 2008

Für die Technikwissenschaften gibt es seit dem Jahr 2002 schon einen nationalen Konvent namens acatech, das – auch dies ist neu – demnächst in eine Akademie der Technikwissenschaften aufgehen soll. Ab Januar 2008 soll die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern aufgenommen werden. Die Rede ist von einer Million Euro als gemeinsame Grundfinanzierung.

ANNEGRET NILL

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