piwik no script img

Archiv-Artikel

Schmalz-und- Gurken-Mystik

TV Der Spreewaldkrimi geht mit „Die Tränen der Fische“ (20.15 Uhr, ZDF) in die dritte Runde. Gut: Henry Hübchen

Wer selbst schon einmal im Spreewald war, kann sich nur wundern, reiht sich doch in den Kanälen im Sommer ein Touristenkahn an den anderen. Von Abgeschiedenheit keine Spur. Hier aber ist Harry Ritter der Einzige weit und breit, der mit seinem Kajak an Mona Panaschs Gurken-und-Schmalzbrote-Stand haltmacht, sein Interesse ist nicht touristisch motiviert.

Ritter, um ihn kreist die Handlung, wird gespielt von Uwe Kockisch. Als Commissario Brunetti vertritt er sonst jenseits der Alpen das Gesetz. Anders hier: „Er is ’n Verbrecher, Mona. Alles, was er bringt, ist Kummer und Leid. Solange ich denken kann. Der hat mehr Zeit im Knast verbracht als draußen. Meiner Mutter hat’s jedes Mal das Herz gebrochen. Jedes Mal.“ Der das sagt, ist sein Sohn Matthias Panasch (Matthias Koeberlin), Nachwuchsstaatsanwalt. Drehbuchautor Thomas Kirchner („Das Wunder von Berlin“) hat dem Zufall ein bisschen auf die Sprünge geholfen und ausgerechnet ihn mit einem Mordfall betraut, der seinen Grund im kriminellen Vorleben des Vaters hat. Kommissar Krüger (Christian Redl), der Ermittler in den „Spreewaldkrimis“, hält nichts von Zusammenarbeit: „Auf 500 Fragen kommt nur eine interessante Antwort. Ich denke, es würde reichen, wenn ich Ihnen die dann rechtzeitig mitteile.“

So schön trocken wie ihr Kommissar ist die Krimireihe leider nicht, stattdessen Naturmystik-Hokuspokus. Wer den Film aber allemal sehenswert macht, ist Henry Hübchen. Heftig berlinernd, ausgestattet mit einer an den George Clooney aus „From Dusk Till Dawn“ erinnernden Tätowierung und einem Revolver, der auch nur etwas kleiner ist als der von „Dirty Harry“, skizziert er in den wenigen Szenen seiner Nebenrolle einen hinreißend versifften und verwahrlosten und verdorbenen Schurken.

JENS MÜLLER

Mehr auf auf taz.de