Am Frauentag fehlt eine Frau

Festakt in der Oberen Rathaushalle beginnt mit einem Gedenken an die tags zuvor verstorbene Luise Morgenthal

Über 200 Frauen in der Oberen Rathaushalle – und eine fehlte. Der gestrige Internationale Frauentag begann mit einem Gedenken an die tags zuvor verstorbene Luise Morgenthal, Ehefrau von Bürgermeister Jens Böhrnsen. „Sie hat nie den Gattinnen-Status für sich beansprucht“, sagte die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe über die Freundin, die in den achtziger Jahren ein Jahr als juristische Referendarin in der Gleichstellungszentrale gearbeitet hatte. „Wir verlieren eine leise Frau, die unglaublich viel für Frauen- und Mädchenprojekte getan hat“, sagte Hauffe.

Auch Senatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) – neben Arbeit, Gesundheit, Jugend und Soziales auch zuständig für Frauen – erinnerte an Morgenthal, „einen Menschen, der still und leise gewirkt“ hat, bevor sie zum Thema des Tages überleitete: Frauen und Arbeit. Die niedrige Zahl von weiblichen Führungskräften sei nicht nur einer verfehlten Familienpolitik geschuldet, sondern habe auch etwas mit kaum sichtbaren diskriminierenden Mechanismen in Unternehmen zu tun – sprach die einzige Frau im Bremer Senat. Sie bedauerte, dass junge Frauen diese Mechanismen nicht wahr nehmen würden, im Glauben, sie könnten alles erreichen, wenn sie es nur wollten. „Damit werden Aufstiegshemmnisse individualisiert.“ Eine deutlicherer Diskriminierung von Frauen beobachte sie im Niedriglohnsektor, einer Frauendomäne.

Mit diesen Problemen hat Ayten Kocaoglu, Leiterin der Beratungsstelle „Frauen in Arbeit und Wirtschaft“, täglich zu tun. Sie wurde gestern zur Bremerin des Jahres gewählt. Sie habe sich „um die Integration von Migrantinnen, insbesondere um deren Eingliederung in den Arbeitsmarkt, verdient gemacht“, lautete die Begründung. eib