: Zeitung druckt keine Anzeige für Naziopfer
WEIGERUNG Mit einer Todesanzeige wollten Initiativen an die Ermordung Peter Deutschmanns durch Rechtsextreme erinnern. Doch die Cellesche Zeitung lehnte das ab – man wolle niemanden beschuldigen
Sprecherin der Verlagsleitung
Die Idee war eigentlich schlicht: Mit einer Todesanzeige wollten zivilgesellschaftliche Initiativen in der Celleschen Zeitung (CZ) Peter Deutschmann Gedenken. Deutschmann, ein Kritiker der Rechten, wurde an einem Abend im August 1999 in seiner Wohnung in Eschede von zwei Skinheads ermordet. Doch Verleger und Chefredaktion lehnten die Anzeige ab.
Die Anzeige sei aufgrund einer Aussage abgelehnt worden, erklärt eine Sprecherin der Verlagsleitung auf taz-Anfrage: „Vor 15 Jahren von Escheder Neonazis zu Tode geprügelt“, war da geschrieben – und „direkte Beschuldigungen“, dürften bei der CZ in einer Traueranzeige nicht veröffentlicht werden. Doch Bärbel Dethlefs vom Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus wollte das nicht hinnehmen. „Ich erkenne in Ihrer Antwort keine Begründung“, schrieb sie zurück und wies darauf hin, dass das Blatt selbst in einem Artikel über Deutschmann schrieb: „Er war in seiner Wohnung in Eschede von örtlichen Neonazis überfallen und zu Tode geprügelt worden.“
Über den Fall ist aber noch mehr bekannt. Am 10. August 1999 treten zwei junge Neonazis, 17 und 18 Jahre alt, Peter Deutschmanns Wohnungstür ein. Es kommt zu einem Handgemenge. Mit Glasscherben misshandeln sie ihn, zertrümmern seinen Kehlkopf. Dann tritt einer der beiden auf das am Boden liegende Opfer ein. Bevor die Neonazis die Wohnung verließen, zerstörten sie das Telefon. Nachbarn hörten Deutschmanns Hilferufe. Am folgenden Tag stirbt Deutschmann im Alter von 44 Jahren im Krankenhaus, die Täter werden vom Landgericht Lüneburg zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt – wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Heute ist einer der Täter, der während seiner Haft der Neonaziszene entkam, Pastor geworden.
Dass die Cellesche Zeitung die Anzeige nicht drucken will, wertet Dethlefs als „einen Kotau vor einem bestimmten Leserklientel“. ANDREAS SPEIT