: Wirtschaftswissenschaftler warnen vor Rezession
DEUTSCHLAND Das Forschungsinstitut DIW macht unter anderem die Ukraine-Krise verantwortlich
BERLIN dpa/rtr | Deutschland könnte aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in eine Rezession abrutschen. Es deute sich an, dass die Produktion stagniere, teilte das DIW am Mittwoch in Berlin mit. „Die Gefahr einer Rezession ist durchaus ernst zu nehmen“, sagte Konjunkturchef Ferdinand Fichtner.
Die Forscher rechnen in ihrem aktuellen Konjunkturbarometer mit einer Stagnation der Wirtschaft im laufenden Quartal. „Die deutlich eingetrübte Unternehmensstimmung wie auch die Auftragszahlen lassen bereits schwache Investitionen erwarten.“
Es gebe derzeit viele Belastungsfaktoren. „Die Weltkonjunktur verliert an Fahrt, die Entwicklung ist in vielen Ländern fragil, darunter in Italien und Frankreich.“ Hinzu komme, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie die geopolitischen Krisenherde im Nahen Osten die Investitionen wohl zusätzlich spürbar dämpfen würden. „Unterm Strich dürfte dies bei den Exporten und Ausrüstungsinvestitionen im Sommerhalbjahr eine spürbare Delle hinterlassen“, sagte DIW-Experte Fichtner.
Immerhin dürften steigende Löhne auch den privaten Konsum anschieben. Die deutsche Wirtschaft werde deshalb im Verlauf des Jahres wieder zulegen.
Von einer Rezession sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen nicht wächst. Von April bis Juni war das Bruttoinlandsprodukt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 0,2 Prozent geschrumpft.
Verbraucher ängstlicher
Auch die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich wegen der internationalen Krisen verschlechtert – zum ersten Mal seit gut eineinhalb Jahren. Das Vertrauen der Bürger in eine schwungvolle Entwicklung der Konjunktur schwand im August sogar so stark wie noch in keinem anderen Monat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1980, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Der Konsumklimaindex sank von 8,9 Zählern im August auf 8,6 Punkte für September. Am Montag hatte mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex bereits ein weiteres wichtiges Stimmungsbarometer nachgegeben.