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Archiv-Artikel

Klimakatastrophe als Chance

Auf dem Extremwetterkongress fordert Hamburgs Umweltsenator, die Menschen nicht unnötig zu verunsichern. Versammelte Experten sind sich einig über die zunehmende Häufung von Stürmen, Hochwassern und Hitzewellen

Einen „rationalen Umgang“ mit dem Klimawandel hat Hamburgs Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) angemahnt. „Wir dürfen die Menschen nicht kopfscheu machen“, sagte er gestern bei der Eröffnung des Extremwetterkongresses in Hamburg. „Wir sollten das, was vor uns liegt, nicht als Bedrohung, sondern als Chance sehen.“ Immerhin liege Deutschland bei der Umweltschutztechnik weltweit an der Spitze.

Gleichzeitig kündigte Gedaschko an, Bauherren würden künftig in der Wahl der Energieversorgung eingeschränkt. „Da ist nicht mehr Freiwilligkeit gefragt, wir werden den Menschen die Art der Energieversorgung vorschreiben.“ Das könne zum Beispiel in Richtung Solarenergie oder Fernwärme gehen.

Norddeutschland sei vom steigenden Meeresspiegel besonders bedroht, sagte der Minister. So habe die jüngste Verstärkung und Erhöhung der Deiche und Flutschutzanlagen allein in Hamburg 600 Millionen Euro gekostet. Die Region sei daher besonders angewiesen auf gute Prognosen der Klimaforscher, um das knappe Geld zielgerichtet einsetzen zu können.

Der Frankfurter Klimaforscher Christian-D. Schönwiese bestätigte anhand von Zeitreihen eine Häufung extremer Wetterereignisse in Deutschland. Tendenziell werden die Winter demnach feuchter und wärmer, die Sommer trockener und wärmer. Seit 1993 habe es an Elbe, Rhein und Donau fünf Hochwasserwellen gegeben, die als Jahrhundertereignisse gelten.

Der Frage, ob Hurrikane und ähnliche Wirbelstürme künftig auch verstärkt Mitteleuropa heimsuchen können, ging Thomas Sävert von Meteomedia nach. Solche Stürme seien bereits in der Vergangenheit zum Beispiel über dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer bei Wassertemperaturen von mehr als 22 Grad entstanden. „Wir wissen noch nicht genau, wie es in Zukunft wird“, so Sävert.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erneuerte angesichts des großen Zerstörungspotenzials von Unwettern die Forderung, dass die Warnungen davor aus einer Hand kommen müssen. Unterschiedliche Quellen führten zu Ineffizienz, sagte Gerhard Steinhorst, Vorstand des Wetterdienstleisters. Unwetterwarnungen seien Angelegenheit des DWD.

Auf dem Kongress diskutieren noch bis heute Abend mehrere hundert Experten und Interessierte über Ursachen, Folgen und Vorhersagemöglichkeiten von extremen Wetterereignissen wie Tornados, Gewittern und Monsterwellen. DPA/TAZ