: Der Senat nimmt’s, der Senat gibt’s
Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer hat dem Bezirk die Zuständigkeit für das Quartier um den Zoo entzogen. Grund ist offenbar ein Streit um den Hardenbergplatz
Was wird aus dem Flächen rund um den Bahnhof Zoo? Für die Beantwortung dieser Frage soll nicht länger das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf zuständig sein, sondern der Senat. Er soll im April auf Antrag von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) die Entmachtung des Bezirks in der City-West absegnen. Das teilte Junge-Reyer am Montag auf einer Pressekonferenz mit.
Seit gestern wird nun über das Motiv der Senatorin spekuliert. „Offenbar gibt es zu viele Stadtplaner im Senat, die unbeschäftigt sind“, mutmaßt die grüne Stadtentwicklungsexpertin Claudia Hämmerling. „Dem Bezirk die Kompetenz für das Riesenrad wegzunehmen, hätte ich noch verstanden. Aber so?“
Den Standort des Riesenrads aber will Junge-Reyer weiter unter der Obhut des Bezirksamts Mitte lassen. Die Flächen, auf die es ihre Stadtplaner abgesehen haben, sind der Hardenbergplatz sowie die beiden Karrees rechts und links der Hertzallee.
Die Stadtentwicklungsverwaltung selbst versichert, dass es bisher keine schlechte Erfahrungen mit dem bezirklichen Stadtplanungsamt gegeben habe. „Allerdings wollen Investoren gerne mit dem Senat und nicht mit den Bezirksämtern verhandeln, sagt Junge-Reyers Sprecherin Manuela Damianakis.
Im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf wiederum verweist man darauf, dass der Senat dort, wo er das Planungsverfahren bereits an sich gezogen habe, nichts zustande gebracht hat. „Das Hochhaus an der Messe, der Neubau am Schimmelpfeng-Haus, das Zoofenster – nichts ist aus alldem geworden“, ärgert sich Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Seine Vermutung: „Es gibt Gespräche zwischen Senat und der Bahn, bei denen der Bahn etwas versprochen wurde.“ Tatsächlich gibt es einen Dissens zwischen Bezirk und Senat über die Zukunft des Hardenbergplatzes. Während der Bezirk den Platz umgestalten will, verhandelt der Senat mit der Bahn über den Neubau eines Einkaufszentrums. Ob dies ein Geschenk Berlins dafür war, dass die Bahn mit ihrer Unternehmenszentrale nicht nach Hamburg zog, darüber wollte Gröhler allerdings nicht spekulieren.
Eines aber steht für Gröhler fest: „Es gibt eine Verstriederung von Junge-Reyer.“ Anders als ihr Vorgänger Strieder habe Junge-Reyer zu Beginn ihrer Amtszeit versichert, es sei nicht ihr Stil, den Bezirken etwas wegzunehmen. „Das war einmal.“
Junge-Reyers Sprecherin räumt indes ein, dass es Gespräche mit der Bahn gebe. Die hätten mit der Entscheidung, das Verfahren an sich zu ziehen, aber nichts zu tun. UWE RADA