: Präsident schickt Panzer in die Hafenstadt Mariupol
UKRAINE I Feuerpause im Osten bleibt brüchig. Kiew und USA beginnen Manöver im Schwarzen Meer
DONEZ/KIEW ap/rtr/taz | Prorussische Separatisten und die ukrainische Armee haben sich am Montag nach den Zwischenfällen vom Wochenende offenbar an die Waffenruhe in der Ostukraine gehalten. Die Behörden meldeten zumindest zunächst keine neuen Verstöße gegen die am Freitag vereinbarte Feuerpause.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko traf zu einem überraschenden Besuch in der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer ein. Er sicherte den Bewohnern seine Unterstützung im Kampf gegen prorussische Separatisten zu. „Dies ist unser ukrainisches Land und wir werden es niemandem überlassen“, erklärte der Präsident am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter. Er habe militärische Verstärkung zur Verteidigung der 500.000-Einwohner-Metropole in Form von Panzern und Raketenwerfern angeordnet. Zudem werde der Luftraum überwacht. „Der Feind wird eine vernichtende Niederlage erleiden.“
Die Stadt war in den vergangenen Tagen in den Fokus des Konflikts gerückt. Rebellen näherten sich bis an die Außenbezirke, möglicherweise mit der Absicht, die Stadt zu erobern und einen Korridor zwischen Russland und der von Moskau annektierten Halbinsel Krim zu schaffen.
Unterdessen entsandte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erste Beobachter an die Grenze zu Russland. 59 Experten seien losgeschickt worden, um die „fragile“ Feuerpause zu überwachen, sagte OSZE-Präsident Didier Burkhalter am Montag dem schweizerischen Rundfunksender RTS.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Andrej Lyssenko, sagte am Montag vor Reportern, Rebellen hätten am Wochenende ein halbes Dutzend Mal den Waffenstillstand verletzt. Am Sonntag sei aber kein Soldat getötet worden, zudem hätten die Rebellen kein schweres Geschütz eingesetzt, sondern nur Gewehre und Mörsergeschosse. „Das ist eine große Errungenschaft“, sagte er. „Der Waffenstillstand scheint unseren Feinden eine gewisse Disziplin aufzuerlegen und erlaubt unseren Truppen, Nachschub heranzubringen.“
15 Soldaten freigelassen
Die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine meldete, Rebellen hätten 15 ukrainische Soldaten freigelassen. Lyssenko begrüßte dies und sagte, der Gefangenenaustausch sei für die Regierung „Aufgabe Nummer eins“ während der Waffenruhe. Er bildete auch ein Schlüsselelement der am vergangenen Freitag vereinbarten Feuerpause.
Für neue Spannungen sorgte unterdessen ein gemeinsames Manöver der USA und der Ukraine im Schwarzen Meer. Ziel der dreitägigen Übung „Sea Breeze 2014“ sei es, die maritime Sicherheit in einem Krisengebiet zu gewährleisten, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Russland kritisierte die Übung, an der auch Kanada, Rumänien, Spanien und die Türkei teilnehmen, als „völlig unpassend“.