UNVERBREMT: HENNING BLEYL über die „B+B“-Wahlwerbung
: Die Bierdeckel-Wähler

Wenn der Name einer Wählergemeinschaft nach einer Biermarke klingt, muss sie ihre Werbung anpassen. „B+B“, die „Bremer und Bremerhavener Wählergemeinschaft“, tut das nun mit großer Konsequenz: Per Bierdeckel präsentiert sie sich als „Unabhängig. Frei. Bremisch“. Was ja nicht viel anderes heißt, als „Obergärig“ oder „Edelherb“.

Aus einem Plakat lassen sich – jedenfalls von dessen Oberfläche her – 72 Bierdeckel schneiden. Insofern ist der „B+B“ ein weitaus größeres Ressourcen-Bewusstsein zuzusprechen als etwa den Grünen, die die kostbare Fläche auf Porträts ihrer bemerkenswert brav dreinblickenden Spitzenkandidaten Linnert und Loske verschwenden. „L+L“ – das hätte locker auf einen Pappdeckel gepasst. Und auch nicht wesentlich weniger ausgesagt.

Bierdeckel, auf die nach Überzeugung jeder Mittelstandslobby eine Steuererklärung zu passen hat, sind ideale Werbeträger. Und bei „B+B“ stimmt alles: Format, Message, Zielgruppenorientierung. Denn wo sie ihre Wähler vermutet, scheint angesichts der Bierdeckel-Initiative klar: an den Stammtischen.

Stillos ist allerdings, dass die Bremen-Liste ihre Deckel im Ratskeller auslegt. Dort war Bierausschank traditionell untersagt. Für ein schickes Wein-Etikett hat die Kreativität der „B+B“-ler offenbar doch nicht gelangt.