Torsten Frings, Ex-Werder-Kapitän
: Der Ausgelutschte

■ 34, war mit drei Jahren Unterbrechung seit 1997 in Bremen. 326 Spiele für Werder, zweimal DFB-Pokalsieger.  Foto: dpa

Und wieder wusste es die Kreiszeitung vor allen anderen: „Frings muss seinen Hut nehmen.“ Wann immer sich Werder Bremens Mannschaftskapitän in den letzten 14 Jahren verletzt, geärgert oder ein neues Auto gekauft hat – die kleine Zeitung aus Syke war schneller als der mächtige Boulevard. Gerade drei Monate ist es her, dass Frings ebendort seinen Rücktritt angekündigt hatte.

„Lutscher“, wie der ehemalige Werderspieler Andreas Herzog den Vorlauten taufte, war auch in der abgelaufenen Saison der solide Ackergaul unter den unberechenbaren Wildpferden der Mannschaft. Doch der Fußball ist seit Frings bester Zeit bei der WM 2006 dynamischer geworden. Schnelle Techniker wie Sahin und Schweinsteiger prägen den Typ des modernen defensiven Mittelfeldspielers, der nicht mehr nur Abräumer, sondern auch Chefstratege ist.

Durch dieses Raster fiel Frings schon vor der WM 2010 beim damaligen Bundestrainer Jogi Löw. Nun kann sich auch Werder kein Auslaufmodell mehr auf der Position des Spitzenverdieners leisten – und gibt die freiwerdenden vier Millionen im Jahr lieber für junge Spieler aus.

Zweifel waren auch erlaubt, ob Frings der Richtige ist, als Elder Statesman eine verjüngte Mannschaft durch den Neuaufbau zu führen. Im Gegensatz zu seinem integrativen Kapitäns-Vorgänger Frank Baumann hat Torsten Frings mit seiner ruppigen Art polarisiert. Nicht wenige sehen darin einen Mitauslöser für den galoppierenden Verfall des ehemals hoch gerühmten Werder-Kollektivs.

Es ist den Verantwortlichen sauer aufgestoßen, dass ihr Kapitän mitten im Abstiegskampf erst ungefragt seinen Rücktritt erklärte und keine sechs Wochen später Klarheit forderte, ob man ihn noch will. Sportdirektor Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf verfolgen eine neue Politik der Härte, und Torsten Frings musste konsterniert erkennen: „Ich hatte kein Angebot, was ich hätte ablehnen oder annehmen können – weil es keines gab.“

Es reichte nur noch zum Angebot, den Trainerschein zu machen. Nun muss Frings seine Pläne neu sortieren: irgendwas bei Werder oder noch mal Kohle machen im Ausland? RLO