Erkenne dich selbst

WEITERBILDUNG Lebenslanges Lernen wird hoch gepriesen. Bei der Suche nach dem passenden Angebot helfen zahlreiche Wegweiser

■ Wer sich weiterbilden will, kann in manchen Fällen die Finanzierungsangebote der öffentlichen Hand in Anspruch nehmen. So bietet die Bundesagentur für Arbeit Bildungsgutscheine an. Sie erlaubt es Arbeitnehmern wie Arbeitslosen, an einer zugelassenen Weiterbildung kostenlos teilzunehmen. Es besteht kein Rechtsanspruch auf einen bestimmten Kurs. Die Arbeitsagenturen vor Ort entscheiden nach eigenem Ermessen, ob der Besuch einer Veranstaltung sinnvoll und deshalb förderungswürdig ist.

■ Bildungswillige können auch eine Bildungsprämie beantragen – wenn die Weiterbildungen nicht mehr als 1.000 Euro kosten. Bis zu 500 Euro fließen aus den Kassen des Bundes und der EU in die Taschen des Erwerbstätigen, wenn er nicht mehr als 20.000 Euro pro Jahr verdient, mindestens 25 Jahre alt ist und sich für ein qualifiziertes Angebot entscheidet.

■ Kommen diese relativ häufig genutzten Förderungen im Einzelfall nicht infrage, kann der Bildungskredit der öffentlichen Hand eine Alternative sein. Der Bund garantiert dann einen zinsgünstigen Kredit bis maximal 7.200 Euro. Eine Weiterbildung selbst zu finanzieren kann sich wegen des zu erwartenden höheren Einkommens durchaus lohnen. (tro)

VON TILMAN VON ROHDEN

Wer sich permanent verbessert, ein Leben lang lernt, entwickelt seine Persönlichkeit und kommt dabei auch im Beruf weit voran. Dieses Versprechen motiviert viele, eine Weiterbildung zu machen. Der gute Vorsatz wirft ebenso viele Fragen auf. Wer sich weiterbilden möchte, muss zunächst einmal in den Spiegel schauen: „Selbstreflexion ist der erste Schritt“, sagt Ingrid Ambos vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. „Wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen? Ist das beantwortet, kann man Klarheit über seine Motivationen und Ziele gewinnen.“ Andere Fragen sollte man sich ebenfalls im Vorfeld beantworten: Welche Lernform liegt mir, wie viel Zeit kann und will ich investieren?

Nach den Erfahrungen von Michael Cordes, dem wissenschaftlichen Leiter des Teams Weiterbildung bei Stiftung Warentest, ist die persönliche Zielfindung „der schwierigste Teil des Suchprozesses“. Aus dem Blick gerate oft die Frage, inwieweit eine Weiterbildung sich dazu eigne, Kompetenzen nicht nur zu erwerben, sondern ob sie sich im Beruf auch praktisch anwenden lassen. „Oft bleiben erworbene Kenntnisse nur theoretisch, weil die Leute sich falsche Vorstellungen von den Angeboten ihrer Wahl gemacht haben.“

Ob bestimmte Lerninhalte überhaupt etwas taugen und diese dann auch effizient vermittelt werden, entscheidet ebenfalls über den Erfolg. Hier den Überblick zu behalten ist nicht einfach, denn auf dem Weiterbildungsmarkt tummeln sich viele Akteure. Der Staat reglementiert hier wenig. Eine Erleichterung bei der Suche: Sie muss nicht allein bewältigt werden, viele Einrichtungen helfen dabei weiter.

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten etwa persönliche Beratungen an: „Sie richten sich in erster Linie an Menschen, die nach einer Aufstiegsfortbildung suchen und zum Beispiel einen Meisterbrief erwerben wollen“, sagt Stefan Mathews, Leiter des Bereichs Weiterbildung bei der Berliner IHK. Interessenten mit schwierigen Berufsbiografien und ohne klare Vorstellungen sind in den Beratungen der IHK dagegen weniger gut aufgehoben. Interessenten mit besonderen biografischen oder beruflichen Handicaps finden geeignete Beratungsstellen auf der Senats-Webseite www.bildungsberatung-berlin.de.

Eine Alternative zu öffentlichen Beratungsstellen ist eine private Karriereberatung oder ein Coaching. Diese Angebote sind zuweilen durchaus lebenspraktisch. „Es geht in meinen Beratungen nicht um konkrete Weiterbildungsangebote, sondern die berufliche Umorientierung steht im Zentrum. Ob diese gewollt oder erzwungen stattfindet, ist für mich unerheblich“, sagt die Berliner Karriereberaterin Anna Gwosch. Ein Teil ihrer Beratung bestehe in der Arbeit an der Frage, in welche neue Richtung das Berufsleben gesteuert werden soll. „Rein pragmatische Fragen und Themen werden in meiner Beratungspraxis nicht ausgegrenzt, bilden aber nicht den Schwerpunkt“, sagt Gwosch. Sie scheue sich im Einzelfall nicht, ihre Klienten auf eine schwierige zukünftige berufliche Existenz hinzuweisen. „Viele private Karriereberater können und wollen in der Regel nicht beurteilen, ob der neue Beruf ein finanzieller Erfolg wird“, so Gwosch. Für solche Anliegen gebe es jedoch Karriereberater, die sich auf bestimmte Branchen oder Berufe konzentrierten.

Auch die Frage, wie eine Weiterbildung finanziert wird, müssen Interessierte für sich klären. Die Arbeitsagenturen etwa bieten Bildungsgutscheine an, die Zuschüsse für Weiterbildungen gewähren. Der Bund nennt sein Förderinstrument Bildungsprämie, und die Länder sprechen von Bildungsschecks (siehe Kasten unten).

Geht der Suchprozess dem Ende entgegen, rückt die Arbeit mit elektronischen Datenbanken in den Vordergrund, um einzelne geeignete Weiterbildungen zu identifizieren. Diese Tools listen Angebote und geben Auskünfte darüber, was einen Kursteilnehmer erwartet. Eine Metadatenbank, die eine regionalisierte Suche zulässt, bietet etwa die Suchmaschine des Deutschen Bildungsservers www.iwwb.de. Wer neben Auskünften von Beratungseinrichtungen und Bildungsanbietern auch persönliche Einschätzungen einholen möchte, kann das im Gespräch mit Kollegen machen oder sich über Businessnetzwerke wie Xing austauschen.