: „Existenzsichernde Erlöse“
Ab heute ist Hamburg „Fairtrade“-Stadt
■ 54, ist Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung. Die promovierte Kunsthistorikerin macht seit Jahren in der SPD Politik.
taz: Frau Stapelfeldt, heute wird Hamburg als Stadt des fairen Handels ausgezeichnet – wie zuvor bereits 38 Städte. Warum erst jetzt?
Dorothee Stapelfeldt: Seit 2009 können sich deutsche Städte von Transfair zertifizieren lassen. Ende 2008 hat die Bürgerschaft als erstes Landesparlament das Vergabegesetz um eine Komponente ergänzt, die Lieferanten zwingt, die international verbindlichen Kernarbeitsnormen einzuhalten. Im Mai 2010 hat die Bürgerschaft den dafür erforderlichen Grundsatzbeschluss einstimmig gefasst. Im Januar 2011 hat der Bürgermeister die Bewerbung eingereicht.
Was qualifiziert Hamburg als „Fairtrade“-Stadt?
Als Handelsstadt beschäftigt sich Hamburg seit jeher kritisch mit den Produktionsbedingungen und Handelsstrukturen in den Süd-Nord-Beziehungen und damit, welche Kaufentscheidungen etwas zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den „Entwicklungsländern“ beitragen können. Hamburg verfügt über eine dichte Infrastruktur von Einrichtungen, die Fairtrade-Produkte importieren, herstellen und verkaufen. Viele Angebote und Aktionen klären auf. Das Aktionsbündnis „Hamburg mal fair“ ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Was ist fair am fairen Handel?
Im engeren Sinn geht es darum, Kleinproduzenten im „globalen Süden“ existenzsichernde Erlöse für ihre Produkte zu geben und sie von den oft großen Schwankungen der Weltmarktpreise unabhängig zu machen.
Kauft der Senat faire Produkte?
Im Rathaus werden bei allen Sitzungen und Veranstaltungen Heiß- und Kaltgetränke aus fairem Handel ausgeschenkt. Alle Behörden sind gesetzlich gehalten, bei Ausschreibungen darauf hinzuwirken, dass die angebotenen Produkte unter Einhaltung der internationalen Mindestarbeitsnormen hergestellt werden.Interview: knö