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Falsche Etikettierung

betr.: „Frankreichs lachender Dritter“, taz vom 28. 4. 07

Die Reportagen aus Frankreich von Dorothea Hahn lese ich immer gerne, aber ihre Artikel über den Präsidentschaftswahlkampf enthalten oft Fehleinschätzungen und seltsame Analysen.

Zum Beispiel in „Frankreichs lachender Dritter“: Ob ein im ersten Wahlgang drittplatzierter Präsidentschaftskandidat „politisch tot“ ist, hängt nicht von seinem Ergebnis ab, sondern von seiner Ausgangsbasis. Wenn ein Sozialist wie Lionel Jospin 2002 hinter Le Pen auf einem blamablen dritten Platz landet, ist er natürlich politisch erledigt. Aber wenn ein Zentrumspolitiker, der damals noch 6,8 Prozent hatte, jetzt in der Mitte fast dreimal so viel Stimmen bekommt, ist er logischerweise der von beiden Seiten umworbene „Star“.

Die ständige Etikettierung von Francois Bayrou als „rechtsliberal“ macht auch beim dritten Mal in einem Artikel keinen Sinn, ebenso wenig die Behauptung, er würde „in diesem Wahlkampf erstmals linke Neigungen“ zeigen – wenn man weiß, dass er 2006 ein Misstrauensvotum der PS gegen die amtierende Rechtsregierung in Frankreich und im italienischen Wahlkampf Prodi gegen Berlusconi unterstützt hat.

Die Position des Zentrumspolitikers Bayrou kann man am besten als „sozialliberal-christdemokratisch“ bezeichnen, und das! macht die Konstellation spannend, vor allem wenn er von prominenten Grünen zu einem breiten Bündnis mit der Kandidatin der Sozialisten aufgefordert wird. PATRICK BRAUNS, Konstanz

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