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Archiv-Artikel

„Fragen Sie die Gegenseite“

Brandanschläge schaden dem G-8-Protest, sagt Attac-Sprecher Pedram Shahyar. Er schließt Militanz und Gewalt in Heiligendamm definitiv aus

PEDRAM SHAHYAR, 33, ist Sprecher von Attac und koordiniert seit mehr als zwei Jahren hauptberuflich den G-8-Protest.

taz: Herr Shahyar, 72 Straftaten sind nach Angaben des BKA im Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel bereits verübt worden. Schaden Aktionen wie Brandanschläge nicht Ihrer Mobilisierungsarbeit?

Pedram Shahyar: Ja, das tun sie. Wir wollen demonstrieren für eine gerechte, friedliche und ökologisch nachhaltige Weltordnung. Um das zu erreichen, ist es sehr wichtig, dass wir unsere Inhalte in breite Kreise der Bevölkerung tragen. Brandanschläge sind nicht förderlich, sondern entfremden viele Leute von unserem Anliegen.

Warum tun sich dennoch viele Leute aus der linken Szene schwer, sich von Anschlägen dieser Art zu distanzieren?

Ich bezweifele, dass es wirklich so viele sind.

Bei einigen Bewegungsaktivisten gibt es diese klammheimliche Freude aber schon.

Ich bin der falsche Ansprechpartner, da müssen sie die fragen.

Unabhängig von Brandanschlägen stellt sich auch bei Ihren Vorbereitungen die Frage nach Militanz und Gewalt während der Protesttage. Wie wollen Sie gewährleisten, dass alles friedlich bleibt?

Dieses Mal gibt es eine sehr große Bündnisbereitschaft, die weit über die linke Szene hinausgeht. Dies setzt natürlich voraus, dass man sich auf die Prinzipien der anderen Bündnispartner einlässt. Attac hat immer klar gesagt, dass von unseren Aktionen keine Gewalt ausgehen wird. Das heißt: Bei allen Bündnissen, an denen wir uns beteiligen, wird dies auch sichergestellt. Insofern wird es in Heiligendamm keine Gewaltwelle geben. Ganz im Gegenteil: Wir werden große Demos und entschlossene Aktionen haben. Aber noch mal: Von uns wird keine Gewalt ausgehen.

Eine Aktion heißt „Block G 8“. Das klingt nach mehr als einer friedlichen Latschdemo.

Latschdemo allein reicht mir ja auch nicht. Ein gewisser rebellischer Gestus ist ein Konstitutionsmoment der globalisierungskritischen Bewegung. Wir appellieren nicht nur an die Elite, wir stellen uns quer. Wir haben monatelang bis ins kleinste Detail in Selbstverständnisdiskussionen geklärt, dass „Block G 8“ eine nichtmilitante Aktion von Massenblockaden sein wird.

Wie geht das?

Indem wir uns zu Tausenden friedlich auf die Straße setzen.

Bilder wie in Genua 2001 schließen Sie für Heiligendamm also definitiv aus?

Von uns und auch über Attac hinaus: ganz sicher ja. Aber Sie sollten auch mal die Gegenseite fragen. Momentan habe ich den Eindruck, dass die Gewaltdebatte von Keilen des BKA und der Polizei bewusst geschürt wird, um unseren Protest in Misskredit zu bringen. Aber auch dabei gilt: Wir werden uns nicht provozieren lassen. INTERVIEW: FELIX LEE