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Archiv-Artikel

„In der Welt des Sports Zeichen gesetzt“

Das sportmedizinische Institut der Universität Freiburg hat in Sachen Doping eine unselige Tradition

„Den Sportlern nicht Wirkstoffe vorenthalten, die zur Leistungsoptimierung dienen können“

BERLIN Die Freiburger Schule ist in der Ärzteschaft berühmt. An der Uniklinik im Breisgau, speziell am sportmedizinischen Institut, praktizierten nicht nur die ehemaligen Telekom-Ärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich. Schon vor dem Wirken der geständigen Mediziner machten sich Ärzte in zweifelhafter Weise um den Hochleistungssport verdient: Es waren die berüchtigten Professoren Joseph Keul und Armin Klümper. Sie hatten wenig Skrupel, sich über Antidopingbestimmungen hinwegzusetzen – zum Wohle der Athleten natürlich. Wie sehr das Team Telekom Keul schätzte, zeigt die Todesanzeige, welche die Radsportgruppe am 26. Juli 2000 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schaltete: „Durch sein Engagement für einen sauberen, fairen und das heißt dopingfreien Sport hat er (…) in der gesamten Welt des Sports Zeichen gesetzt und Impulse gegeben.“ Spritzen eindeutigen Inhalts setzte er freilich auch.

Keul durfte jahrzehntelang die deutsche Olympiamannschaft betreuen. Dabei wusste er den Gebrauch von Anabolika zu verharmlosen: „Jeder, der einen muskulösen Körper haben und männlicher wirken möchte, kann Anabolika nehmen“, sagte er. Testosteron? „Keinerlei Nebenwirkungen.“ Epo? „Bei richtiger Anwendung ungefährlich.“ 1976 veröffentlichten Klümper und Keul nach einem Treffen der Sportverbandsärzte ein entlarvendes Kommuniqué: „Den Sportlern sollen Wirkstoffe nicht vorenthalten werden, die zur Leistungsoptimierung dienen können.“

Klümpers Name fiel auch im Jahre 1984, im Zusammenhang mit dem Fall der Sprinterin Birgit Hamann-Wolf. Sie sagte aus, Klümper habe sie mit dem Wachstumshormon Genotropin gedopt. Sie war nicht die Einzige, die in den Genuss von Klümpers Behandlung gekommen war. Der Arzt hatte dem Hammerwerfer Walter Schmitt Anabolika verabreicht und im Jahre 1977 erklärt: „Auch bei einem Anabolika-Verbot fühle ich mich weiter verpflichtet, den Sportlern zu helfen und anabole Steroide zu verabreichen, wenn der Athlet es unbedingt will.“ Die 1987 verstorbene Siebenkämpferin Birgit Dressel erhielt gleichfalls von Klümper Pillen und Pülverchen. Sie war 26 Jahre alt, als sie durch Doping umkam.

MARKUS VÖLKER