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Archiv-Artikel

PAISLEY MIT PETERSILIE

VON RALF SOTSCHECK

Keine Witze über Namen! In diesem Fall geht es aber nicht anders. Dass der Nachname des nordirischen Politikers Ian Parsley auf Deutsch „Petersilie“ bedeutet – geschenkt. Der 34-Jährige kann auch nichts dafür, dass er fast genauso heißt wie Ian Paisley, der reaktionäre Protestantenpfarrer und frühere nordirische Premierminister.

Aber Parsley versuchte, daraus Kapital zu schlagen. Als Student war er Mitglied bei den Tories, später wechselte er zur kleinen Alliance Party. Bis 2009 hatte er in seiner gesamten politischen Karriere 343 Stimmen gewonnen. Doch als Paisley, der seit 1979 stets ins Europaparlament gewählt wurde, im Jahr 2009 aus Altersgründen nicht mehr kandidierte, witterte Parsley seine Chance. Die Alliance Party, die bei den vorangegangenen Europawahlen wegen völliger Aussichtslosigkeit gar nicht teilgenommen hatte, stellte ihn als Kandidaten auf.

„Paisley für Legastheniker“, höhnte die Konkurrenz. Er hoffte darauf, dass die kurzsichtigen Greise vom streng antikatholischen Oranier-Orden, die bei Wahlen reflexartig hinter Paisley ihr Kreuzchen machten, den kleinen Unterschied nicht bemerken würden. Die Rechnung ging teilweise auf, Parsley gewann 6 Prozent der Stimmen. So viel hatte die Alliance Party noch nie erreicht.

Kurz darauf trat er aus der Partei aus und bei der nordirischen Filiale der Tories wieder ein. Er habe die Entscheidung aus Prinzip getroffen, sie habe nichts damit zu tun, dass der ehemalige Tory-Chef Ian Duncan Smith, dem 2003 von seiner Partei das Misstrauen ausgesprochen wurde, ihm einen Job im Zentrum für soziale Gerechtigkeit angeboten habe.

Die Tories waren bei Wahlen in Nordirland nie über 2,5 Prozent der Stimmen hinausgekommen. Deshalb schlossen sie sich mit der seit zehn Jahren ebenfalls ziemlich erfolglosen Ulster Unionist Party (UUP) zur Ulster Conservative and Unionist New Force (UCUNF) zusammen. Die mathematische Formel, wonach zwei Minus ein Plus ergeben, gilt aber nicht für die Politik. Bei den britischen Unterhauswahlen 2010 ging die UCUNF leer aus. Bereits vor den Wahlen hatte sie ihre einzige Abgeordnete eingebüßt: Sylvia Hermon ist Labour-Anhängerin und trat wegen des Zusammenschlusses mit den Tories aus der UUP aus. Parsley wiederum trat erneut bei den Tories aus, weil ihm die Zusammenarbeit mit der UUP nicht passte.

Wem das noch nicht zu kompliziert ist, für den gibt es Paula Bradshaw. Sie hatte voriges Jahr für UCUNF bei den Unterhauswahlen kandidiert, doch im Oktober trat sie aus der UUP aus und schloss sich der Alliance Party an, die Parsley ein Jahr zuvor verlassen hatte. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wäre Bradshaw nicht Parsleys Partnerin. Hatte sie unter dem Bett zufällig Parsleys alte Alliance-Broschüren gefunden? Worüber reden die beiden zu Hause?

Parsely winselt in letzter Zeit, was für ein Fehler es gewesen sei, aus der Alliance Party auszutreten. Ob sie ihn zurücknehmen? Sie nehmen jeden, den sie kriegen können. Bradshaw kann ja ein gutes Wort für ihn einlegen.