Felicidades Fidel!

Große Sause statt großes Geschäft: Das Noise-affine Hamburger Indie-Label Fidel Bastro feiert eine Woche lang seinen 15. Geburtstag. Dafür legen auch „Sport“ und „Superpunk“ noch mal im ehemaligen Heimathafen an

Die Gründungsgeschichte des Hamburger Indie-Labels Fidel Bastro ist schnell erzählt. Und auch sonst machen Franco und Bernd Kroschewski, die beiden Label-Chefs von Fidel Bastro, nicht viele Worte, sondern sind eher Menschen der Tat. 1992 etwa suchte die US-amerikanische Noise-Rock-Band „Bastro“ kurzzeitig ein Label – und die beiden und noch ein paar andere waren verrückt genug, dies als Anlass zu nehmen, eines zu gründen. „Bastro“ jedoch lösten sich auf bzw. gingen in einer neuen Zwei-Mann-Formation namens „Gastr’ del Sol“ auf. Deren Erstlingswerk „A Serpentine Similar“ wurde dann die erste Fidel-Bastro-Veröffentlichung.

Über 40 Veröffentlichungen und 15 Jahre später wird deutlich, dass Fidel Bastro irgendwie fast alles richtig gemacht haben: nämlich das, worauf sie Lust haben. Aus der Verehrung für nordamerikanische Noise-Rock-Bands der Region „Amphetamine Reptile“ entwickelte sich Mitte der 90er mit Veröffentlichungen von „Hrubesch Youth“ oder „unHOLD“ ein Störgeräuschesound für die Hamburger Schule-Popper und gegen deren kompromissbereiten Ausverkauf. Mit Kommerzialisierungsproblemen musste Fidel Bastro sich bei den Kleinstauflagen jedenfalls noch nie rumschlagen. Und Kompromisse sind ja auch nichts für den ordentlichen Noise-Rocker. Von einem spezifischen Label-Sound kann man trotz einer Noise-Affinität dann aber doch nicht sprechen. Und so steht mittlerweile der LoFi-Indierock von „tschilp“ neben den Pöbelarien von „Happy Grindcore“ im Versand-Regal der Kroschewski-Brüder.

Vielleicht ist es aber auch dem Widerwillen, aus Musik Kapital schlagen zu wollen, zu verdanken, dass Fidel Bastro die Krisen und Katastrophen der Hamburger und landesweiten Plattenindustrie – wie etwa den Konkurs des Plattenvertriebs Efa vor drei Jahren – relativ unbeeindruckt überstehen konnte. Das große Geschäft ist also nie das Ansinnen von Fidel Bastro gewesen. Eher die große Sause. Und deshalb kommen in der nächsten Woche alle zusammen, um sich und die Brüder Kroschewski angemessen zu befeiern.

Zu hören sind auf der Geburtstags-Gala im Westwerk am Samstagabend denn auch gleich zwölf Bands auf drei Bühnen. Hier kehren nicht nur die Fidel-Bastro-Bestseller „Superpunk“ und „Sport“ – die inzwischen bei Majorbetrieben ihr Glück suchen – zurück in den Heimathafen. Als besonderes Schmankerl gibt es auch ein einmaliges Reunion-Konzert der Band „Brüllen“ mit dem Schriftsteller Kristof Schreuf, seinerzeit bei der „Kolossalen Jugend“ der Wegbereiter für hiesige Schuljungs, und der Gastronomin und DJ-Legende Luka Skywalker.

Noch die ganze folgende Woche über gibt es zudem ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Am Montagabend etwa gibt es in Luka Skywalkers Karo-Ecke einen Filmabend mit Konzertmitschnitten und Clips aus 15 Jahren. Am Samstag lädt man auf die Hedi zur familiären Barkassenfahrt mit „Boy Division“.KERSTIN SCHROEDINGER

Sa, 16. 6.: Große Gala mit Stau, Superpunk, Bagio, Fröbe, Ilse Lau, Lars Bang Larsen, Sport, High Quality Girls, Potato Fritz, Nice New Outfit, Novack und Brüllen, 19.30 Uhr, Westwerk So, 17. 6., morgens Kater-Brunch, Karoecke, abends Fröbe, Meanie Bar Mo, 18. 6.: Der Fidel-Film „Clips & Mitschnitte“, 22 Uhr, Karoecke Di, 19. 6.: Tschilp-Soundsystem, 22 Uhr, Karoecke Mi, 20. 6.: Noise-Stammtisch, 22 Uhr, Karoecke Do, 21. 6.: Champagner Gloystein-Soundsystem, 22 Uhr, Karoecke Fr, 22. 6.: VJ Wasted Video-Show, 22 Uhr, Karoecke Sa, 23. 6.: Boy Division (live) & Luka Skywalker (Plattenteller), 18 Uhr: MS Hedi; MC Carsten Hellberg, 24 Uhr, Karoecke So, 24. 6.: Abschluss: Brand-Bruch, 22 Uhr, Karoecke