: „Bitte beim Weltkonzern bremsen!“
BAHNPANNEN Das zweite Mal innerhalb von vier Wochen rauscht ein ICE an Wolfsburg vorbei
■ 66, ist seit 2001 OB in Wolfsburg. Ende 2011 will sich der Christdemokrat, zuletzt wegen möglicherweise illegaler Wahlkampfhilfen für die CDU in der Kritik, zurückziehen. Foto: dpa
taz: Nehmen Sie als Oberbürgermeister es persönlich, dass in kürzester Zeit zwei ICEs nicht in Wolfsburg gehalten haben?
Rolf Schnellecke: Allmählich nehme ich es persönlich. Ich halte es für ungeheuerlich, dass die Bahn dieses Problem nicht in den Griff bekommt und nicht unterscheiden kann, wo und wann der Zug zu halten hat. Das passt nicht damit zusammen, dass die Bahn ja ihrerseits beansprucht, eins der modernsten Verkehrsunternehmen der Welt zu sein.
Wird Wolfsburg bald einen Kopfbahnhof bauen, um so etwas in Zukunft zu vermeiden?
Dankeschön. Sie sehen: Wir kriegen dann auch noch Spott und Häme der Nation. Wolfsburg ist einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands, hat einen Weltkonzern in seinen Reihen. Da darf so etwas einfach nicht vorkommen.
Wäre es besser, mit einem Auto aus dem Wolfsburger Weltkonzern zu Ihnen anzureisen und eben nicht mit der Bahn?
Ich mache gern Reklame für Volkswagen und jede Fahrt mit einem VW ist im Moment offenbar verlässlicher als die mit der Bahn – jedenfalls wenn man ankommen will.
Gibt es Pläne, in jeden ICE einen Wolfsburger einzuschleusen, der im Zweifel kurz vor dem Wolfsburger Bahnhof die Notbremse zieht?
Das halte ich für einen richtig konstruktiven Vorschlag. Über den werden wir nachdenken. Spaß beiseite, das ist ja schließlich auch eine Frage der Sicherheit und Qualität der Bahn. Ich halte es für unmöglich, dass man einfach nicht weiß, wo fahrplanmäßig zu halten ist.
Das letzte Mal war es aber doch menschliches Versagen?
Rolf Schnellecke, Wolfsburgs OB
So wurde es das letzte Mal entschuldigt. Natürlich, Menschen machen Fehler. Aber dann muss man über Technik sicherstellen, dass diese Fehler erkannt werden. Stellen Sie sich bitte vor, sie sitzen im ICE und wissen nicht, wo Sie halten oder ob Sie halten – das ist ja wie im Mittelalter. Das kann doch in einer modernen Zeit nicht sein.
Könnten Sie für die Lokführer nochmals erklären, wo Wolfsburg liegt und wie die Einfahrt in den Bahnhof aussieht?
Wir werden ein Merkblatt in die ICEs packen: Wenn links eine große Backsteinfront eines Weltkonzerns kommt, dann ist allmählich Zeit, die Bremse zu treten.INTERVIEW: PHW