: Schwieriger Schorsch
Düsseldorf statt Duisburg? Fußballtorwart Georg Koch kann sich ein Comeback vorstellen – in der dritten Liga
DÜSSELDORF taz ■ Reiner Calmund ist wie immer in Eile. Der Ex-Bayer-Leverkusen-Manager und Teilzeit-Fernsehmoderator weilt derzeit in Kroatien – geschäftliche Termine. Natürlich hat der Hobby-Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf auch gehört, dass Bundesligatorwart Georg Koch angeblich zum Drittligisten an den Rhein wechseln will. „Aber das ist wirtschaftlich nicht zu stemmen“, sagt Calmund gehetzt. Außerdem habe die Fortuna ja zwei Torhüter. Aber, sagt der rasende Multifunktionär, natürlich wäre „der Koch“ ein „Leader“ und ein „positiv Bekloppter“. Er werde „in den nächsten Tagen mal mit Georg reden“, sagt Calmund und legt auf.
Koch selbst wünscht sich offenbar eine Rückkehr zu jenem mittlerweile abgestürzten Verein, bei dem er 1995 seine Erstligakarriere begann. „Ich würde gerne noch einmal etwas Verrücktes machen und mich in das Fortuna-Tor stellen“, wurde der 35-Jährige im Düsseldorfer Express zitiert. Das Zentralorgan des rheinischen Fußballboulevards fährt seit Wochen eine Holt-Schorsch-heim-Kampagne.
Georg Koch nach Düsseldorf? Ein amtierender Bundesliga-Keeper wechselt in die dritte Liga? Käme der Transfer des gebürtigen Bergisch Gladbachers zustande, wäre es der vielleicht seltsamste Arbeitsplatzwechsel des Jahres im deutschen Fußball. Koch, dessen Marktwert immer noch auf rund eine Million Euro taxiert wird, würde schlecht in eine Liga passen mit dem SC Verl und Borussia Dortmunds zweiter Mannschaft.
Das wichtigste Argument, das für einen Koch-Wechsel nach Düsseldorf spricht, heißt Duisburg. Mit dem MSV war Koch im Mai in die Bundesliga wiederaufgestiegen. Doch Koch verlässt nach drei Jahren die Hafenstadt – im Streit. Angeblich hat er es sich mit Vereinsführung und Mannschaftskollegen verscherzt, heißt es aus dem Umfeld des Ruhrgebiets-Clubs. Vergangene Woche einigte man sich vor dem Arbeitsgericht, den noch bis 2009 laufenden Vertrag aufzulösen. Was genau Koch in Duisburg falsch gemacht haben soll, ist unklar. Ein MSV-Sprecher spricht auf Nachfrage von „größeren Verfehlungen“. Der Rest sind Gerüchte über feuchtfröhlich-derbe Weihnachts- und Aufstiegsfeiern an der Wedau.
Kochs Image scheint jedenfalls am Boden. Der 1-Meter-93-Mann gilt als Bollo, als verhaltensauffälliger Problemtorwart – ein allzu meinungsstarker radikaler Individualist, der keinem Streit aus dem Weg geht. Dabei liest sich die Vita des Bundesliga-Torwarts wie die Biographie eines ganz normalen Fußballprofis: Knapp 400 Spiele in der ersten und zweiten Liga hat Koch absolviert. Für Düsseldorf, Bielefeld, Kaiserslautern und Duisburg gehörte er in den 90er und 00er Jahren zu den guten Goalies in Deutschland. „Richtig gut zurechtgekommen ist der Georg aber nur in Düsseldorf“, sagt ein Kenner des NRW-Profifußballs. Bei der Fortuna galt Koch bis zum Abstieg 1997 als großes Talent – er stand damals sogar einmal im Kader von Bundes-Berti Vogts.
Das ist lange her. Zehn Profijahre später – samt einem missglückten Kurzzeitjob beim PSV Eindhoven, wo er den mediokren Minipli-Mann Ronald Waterreus nicht verdrängen konnte – ist sich Koch offenbar für drittklassigen Fußball nicht mehr zu schade. Wenn die Fortuna ihn nicht bezahlen kann, muss Koch womöglich noch eine Liga tiefer spielen. Angeblich hat der Nordrhein-Viertligist Bonner SC auch Interesse. MARTIN TEIGELER