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Archiv-Artikel

Juliana

35 Jahre, Lehrerin und alleinerziehende Mutter

Meine Eltern haben panische Angst davor, dass wir nach der Wahl eine Situation wie in der Ukraine haben könnten. Ich bin mir aber sicher, so wird es nicht kommen, denn wir stehen schon mit einem Bein in der EU. Der Wahlkampf der Parteien ist sehr schmutzig, der Kandidat Usatîi hat sogar Postwurfsendungen für die russischen Wähler im Norden verteilt, an die 100 Leu-Scheine (ca. fünf Euro) geheftet waren. Eigentlich wollte ich nicht wählen gehen, aber letztendlich werde ich es doch tun.

Manchmal habe ich den Wunsch, fortzugehen. Aber wer ein Kind hat, denkt nicht zuerst an seine eigene Zukunft. Die ersten Jahre musste ich meinen Sohn alleine lassen, weil ich im Ausland gearbeitet habe. Anfangs wusste er nicht, wer eigentlich seine echte Mama ist – die Großmutter oder ich. Er fühlt sich wohl hier in Chisinau und deswegen werde ich bei ihm bleiben. Neben meiner Arbeit als Hochschullehrerin habe ich noch zwei weitere Jobs. Ich träume davon, eines Tages nur noch einen einzigen Job zu haben, von dem ich uns ernähren kann.

Protokolle von Sebastian Pranz und Sophia Bellmann