Rebellen erobern Gaddafi-Palast

LIBYEN Heftige Kämpfe um Residenz des Diktators. Angeblich festgenommener Sohn Gaddafis macht Spritztour mit Journalisten durch Tripolis

TRIPOLIS dapd/taz | Hunderte Kämpfer der libyschen Aufständischen haben am Dienstag in der Hauptstadt Tripolis den Militärkomplex Bab al-Asisija von Machthaber Muammar al-Gaddafi gestürmt. Zuvor hatten sie sich über Stunden schwere Feuergefechte mit den Regierungstruppen geliefert. Schwere Kämpfe tobten auch um den internationalen Flughafen. Der Airport soll inzwischen von den Aufständischen kontrolliert werden. Ferner wurden heftige Schießereien in der Nähe des Hotels Rixos gemeldet, in dem viele Journalisten untergebracht sind.

Mit einem Auftritt vor internationalen Journalisten hatte zuvor ein Sohn Gaddafis die Aufständischen blamiert. Saif al-Islam tauchte in der Nacht zum Dienstag im Hotel Rixos auf. Die Rebellen hatten zuvor behauptet, den wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit internationalem Haftbefehl Gesuchten festgenommen zu haben. Doch der lud Journalisten zu einer Fahrt im gepanzerten Autokonvoi durch die nächtliche Stadt ein. Die Fahrt ging durch das Viertel Bu Slim, dessen Straßen voller bewaffneter Gaddafi-Anhänger waren. Die Menschen stünden an der Seite der Regierung, „darum werden wir gewinnen“, behauptete Saif al-Islam Gaddafi. Er fügte hinzu: „Wir werden den Rebellen das Rückgrat brechen.“

Nicht nur Saif al-Islam befand sich gestern weiter in Freiheit. Mohammed, einem weiteren Sohn, gelang die Flucht aus dem Hausarrest. Ein Sprecher der Aufständischen konnte sich das nicht erklären: „Das könnten alles Lügen sein“, sagte er.

Der Aufenthaltsort von Muammar al-Gaddafi blieb unbekannt. Er wurde aber in seiner Residenz vermutet. „Der wahre Moment des Sieges kommt, wenn Gaddafi gefangen genommen ist“, sagte ein Rebellensprecher in Bengasi. KLH

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