: Streit um Selbstverwaltung
GÄNGEVIERTEL Der Konflikt um den Kooperationsvertrag spitzt sich zu. Die Initiative fürchtet das Scheitern der Verhandlungen mit der Stadt
Während im Gängeviertel die Vorbereitungen für die zweite Geburtstagsfeier laufen, spitzt sich der Konflikt zwischen Stadt und Initiative zu. Der Gängeviertel-Verein sieht die Verhandlungen um die Sanierung des historischen Arbeiterviertels durch die Stadt bedroht.
Da der Verein es ablehnt, dass – wie von der Stadt vorgesehen – ein Architekt von der Stadtentwicklungs GmbH (Steg) zum Zuge kommt, schlägt er als unabhängigen Architekten und Dombaumeister Joachim Reinig vor.
Weil Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau die Verhandlungen über eine Kooperationsvereinbarung blockiere, drohe laut Initiative ein Scheitern: „Damit gefährdet Blankau eine kooperative, gemeinsame Weiterentwicklung des Quartiers, die unter der Vorgänger-Regierung schon fast gesichert schien.“
Strittig ist neben der Forderung der Initiative nach einem externen Architekten auch die Frage der Selbstverwaltung. Die Aktivistin Hannah Kowalski sieht bei den Verhandlungen die Idee des Gesamtprojekts gefährdet. „Die Stadt will die Verwaltung der Wohnungen übernehmen und wir sollen die Räume kulturell bespielen“, sagt Kowalski. Dabei liege der Kern des Grundkonzepts, mit dem die Künstler angetreten sind, gerade in der Verbindung von Wohnen, Arbeiten und öffentlicher Nutzung. Für eine Trennung von Wohnen und Kultur sei das Viertel zu dicht. Selbstverwaltung sei keine Maximalforderung, sondern eine Grundbedingung. Ziel der Initiative sei es, dass alle Nutzer des Viertels auf eine gemeinsame Idee verpflichtet sind.
Die Stadtentwicklungsbehörde lehnt die Forderung der Initiative nach einem externen Architekten aus Kostengründen ab. Die Stadt will auch künftig Eigentümerin der Flächen bleiben. „Wir denken, dass wir den Künstlern weitreichende Zugeständnisse bei der Mitsprache der Belegung von Wohnungen und bei der Nutzung der Räume gemacht haben“, sagt der Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, Frank Krippner. Man habe intensiv verhandelt und bei Kosten von rund 20 Millionen Euro seien die Verhandlungen an ihren Grenzen angelangt.
Dass die SPD einen Kurswechsel in Sachen Gängeviertel vorgenommen habe, sieht Krippner nicht. Zwar sei es noch nicht zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung gekommen, der Zeitpunkt der Selbstverwaltung und die Frage des Architekten seien aber schon Ende 2010 strittig gewesen.
Anfang September soll das Gebiet als Sanierungs- und Stadtumbaugebiet festgeschrieben werden. Parallel dazu soll eine Übereinkunft in Sachen Kooperationsvertrag in die Wege geleitet werden. LKA