DIE WERBEPAUSE : Die guten alten Keiten
Nanu, die „Grauen“ hatten sich eigentlich aufgelöst. Doch die Panther-Kralle zuckt noch immer, ja sie schlägt sogar, wenn man dem Plakat zur Berlinwahl Glauben schenken darf. Mit dem Slogan „Poppen für ’ne sichere Rente“ wären sie 2006 in der Grauen-Hochburg Berlin fast in den Landtag eingezogen.
Die neu gegründete „Die Grauen – die Generationspartei“ muss nun kleinere Brötchen backen und tritt nur in vier Bezirksparlamenten an. Das Motto: Viel Text hilft viel – „Jung-dynamisch-frech und mutig und vor allem ehrlich & neutral“ wollen sie sein.
Eine neutrale Partei? Das klingt abseitig. Aber vielleicht ist dies ja der Plan: Wer nichts ändert, kann nichts falsch machen. Und wer nichts falsch macht, der wird gewählt. Aber nein, ein Blick ins Parteiprogramm zeigt: „Sie steht weder links, in der Mitte, und niemals rechts! Die Generationspartei steht oben und somit über allen anderen Parteien.“
Die Grauen sehen sich als eine Art Metapartei, die über den Dingen schwebt und das Gute aller anderer Parteien vereint. Und wie wollen sie das anstellen? Statt platter Links-rechts-Rhetorik setzen die Grauen auf die guten alten Keiten: „Ehrlichkeit – Anständigkeit – Aufrichtigkeit – Pünktlichkeit – Duldsamkeit – Beständigkeit, und, und und … Magazine, voll mit jung-dynamischen Tugenden, werden im Parteiprogramm verschossen.
Doch warum mussten sich die Grauen überhaupt neu gründen? Ach, da war ja noch eine Kleinigkeit: Eine halbe Million Euro hatten sich die Grauen mithilfe von fingierten Spendeneinnahmen erschlichen. Die „Panther-Kralle“ kann also tatsächlich ordentlich zulangen.
Danach wurden gleich mehrere Graue neu gegründet, neben der Generationspartei auch Graue Panther Deutschland (GPD) und die Allianz Graue Panther. Aber da stehen die Grauen natürlich drüber. MARTIN RANK