„Die Stadt euphorisieren“

ZEICHEN Wer für Olympia in Hamburg ist, kann ab heute wieder Figürchen in ein Mini-Stadion kleben

■ 47, eröffnete 2001 mit Zwillingsbruder Gerrit das Miniatur Wunderland, die größte Modelleisenbahn-Anlage der Welt.

taz: Herr Braun, warum wollen Sie die Olympischen Spiele unbedingt in Hamburg sehen?

Frederik Braun: Der Gedanke, 10.000 Sportler nach Hamburg zu holen, all diese Stars hautnah vor der eigenen Haustür zu erleben, erzeugt eine absolute Gänsehaut bei mir. Trotz der vielen Kritiken bin ich davon überzeugt, dass die Spiele für Hamburg sehr gut sind.

Warum?

Viele Austragungsorte haben in den vergangenen Jahren von den Spielen profitiert. Bestes Beispiel ist Barcelona. Die Stadt hat sich total verwandelt, war eine schlafende Schönheit, die jetzt wach ist. Ähnliche Voraussetzungen hat Hamburg auch.

Aber Hamburg hat doch nicht zu wenig Touristen.

Das stimmt nicht. Es kommen zwar viele Besucher aus Deutschland, aber der internationale Tourismus schwächelt. Ich kann nicht verstehen, wenn Menschen meckern, dass die Stadt zu voll wird. Hier leben über 100.000 Menschen vom Tourismus. Die Olympischen Spiele wären eine klare Sicherheit für deren Arbeitsplätze.

Wie unterstützen Sie denn konkret die Bewerbung?

Wir wollen die Stadt euphorisieren. Im Miniatur Wunderland haben wir ein großes Olympiastadion aus Plastik für 50.000 Figuren gebaut. Das steht in der Europapassage. Wer für die Spiele ist, kann das dort zeigen und eine Figur einkleben.

Und wie reagieren die Leute?

Die Olympischen Spiele werden Hamburg verändern und Veränderung ist nicht jedermanns Sache. Natürlich gibt es Kritik und die hat auch ihre Berechtigung. Der Senat muss gewährleisten, dass die Investitionen gesichert sind, damit sich die Kosten am Ende nicht verdreifachen. Aber insgesamt hat die Aktion eingeschlagen wie eine Granate. Die Leute stehen Schlange, um ihr Figürchen auf die Tribüne zu kleben.

Was passiert mit dem Stadion?

Das Stadion ist eigentlich nur provisorisch und bleibt als Denkmal. Wenn der Zuschlag an Hamburg geht, werden wir ein filigraneres Stadion bauen, das Sportler und Kabinen zeigt.

Und das Verkehrschaos bauen Sie gleich drumherum?

Das Chaos wird es geben und wir bilden es dann wahrscheinlich auch ab – wie bei der Weltmeisterschaft. Das muss aber nicht negativ sein. Ich denke da lieber an Fanfeste, Autokorsos und blockierte Kreuzungen mit Fahnen und Feiernden.  REA

Das Miniatur-Olympia-Stadion in der Europapassage hat seit heute einen neuen Oberrang, der Platz für 25.000 weitere Figuren bietet.