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Archiv-Artikel

Bremen ohne Speisung der Viertausend

Essensstreit Schulsenatorin verweigert der Aktion Bio-Brotbox an Bremer Grundschulen. Die hätte alle Erstklässler einmalig mit einem gesunden Frühstück versorgt – völlig ohne staatliche Kosten

Der erste Sponsor ist schon abgesprungen: Als ortsansässige Unternehmen und Vereine baten, zum Schuljahresbeginn an Bremer Grundschulen Frühstücksboxen an Erstklässler verteilen zu dürfen, hat die Bildungssenatorin das untersagt. „Die Begründung war, es gebe schon genug Initiativen für gesunde Ernährung in den Schulen“, sagt Monika Baalmann von der Bremer Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft. Sie hatte die Aktion mitgeplant. Die Schulbehörde wollte sich bislang nicht dazu äußern.

Die Initiative „Bio-Brotbox“ gibt es seit 2002. Am Beispiel der Box sollen Erstklässler und ihre Eltern lernen, was ein gesundes Kinderfrühstück ausmacht. Bremen ist das einzige westdeutsche Bundesland, in dem keine Bio-Brotboxen verteilt werden durften. In den zwölf Bundesländern, in denen sie legal sind, werden sie von lokalen Bioprodukt-Herstellern und Vereinen verteilt.

An denen hatte es laut Baalmann auch in Bremen nicht gemangelt. Biohersteller Allos, die Sparkasse, der Großmarkt und der ruhmreiche SV Werder hätten ihre Unterstützung zugesagt gehabt. „Die Boxen und ihr Inhalt werden ausschließlich privat finanziert“, so Baalmann. Kommende Woche muss die Bildungsbehörde ihr Veto erläutern: Die Grünen-Fraktion fragt in der Bürgerschaft, wie der Senat die Bio-Brotbox-Aktion bewerte und warum sie in Bremen zum Zuge kam. Bis dahin lässt sich der Sachverhalt nur rekonstruieren: So soll einer der Sponsoren, der Biohersteller Allos, der Bildungssenatorin nicht regional genug gewesen sein. Das vermutet wenigstens Michael Thun, der Leiter der „Vernetzungsstelle Schulverpflegung“. Er befürwortet die Brotbox, räumt aber auch ein, dass sie als eine einmalige Aktion zu punktuell wirke: „Aktionismus ist nicht das, was wir wollen“, sagt er. Dennoch: Zwischen Behörde und den Initiatoren sei etwas falsch kommuniziert worden. Allos, eine Tochter des niederländischen Konzerns „Royal Wessanen“, hatte bei der Senatorin per Brief angefragt. „Auf dem Briefkopf stand der Konzernname drauf“, sagt Monika Baalmann. „Das hat die Senatorin wohl in den falschen Hals gekriegt“ – und eine Absage erteilt.

Das Unternehmen bemühte sich daraufhin erneut – ergebnislos. Eine weitere Absage der Bildungsbehörde landete im Mai im Briefkasten der Firma. Im August begann für 4.000 Bremer Erstklässler der Schulalltag – ohne Brotbox. „Wir hoffen aber, dass es im nächsten Jahr klappt“, sagt Baalmann. JULIA ROTENBERGER