: Auf dem Holzweg?
Tropenhölzer werden als faire Geldanlage angepriesen. Ob solche Projekte halten, was sie versprechen, ist umstritten. Der WWF erkennt gute Ansätze, Robin Wood warnt vor Augenwischerei
VON MIRKO HEINEMANN
„Investieren Sie in lukrative Teakholz-Plantagen in Costa Rica und Panama. Sichern Sie sich eine umweltgerechte Anlage, die jährliche Renditen von 12 bis 15 Prozent erreichen kann.“ So oder ähnlich formulierte Anzeigen tauchen in jüngster Zeit immer öfter im Internet oder in Publikationen für Kapitalanleger auf. Neben den hohen Gewinnaussichten betonen die Auftraggeber immer wieder, dass damit ein faires und ökologisches Investment getätigt werden könne.
Es sind vor allem Gesellschaften aus Österreich und der Schweiz, die Tropenholz in den Ländern des Südens anbauen. Sie heißen Life Forestry, Precious Woods, ShareWood oder Teak Holz International (THI). Precious Woods und THI sind an der Börse notiert. Während die 2005 erstnotierte schweizerische Precious Woods nach einigen Turbulenzen ihren Ausgabepreis ungefähr wieder erreicht hat, hat die österreichische THI-Aktie kontinuierlich an Wert verloren.
Ob ein Teak-Investment langfristig Gewinn einbringt, ist eine Überzeugungsfrage. Ob es ein faires und ökologisches Investment ist, lässt sich bis zu einem gewissen Grad nachprüfen. Laut Finanzvorstand Reinhard Pfistermüller ist THI dem „Global Compact“ der Vereinten Nationen beigetreten, in dessen Rahmen sich international agierende Unternehmen zur Einhaltung von Sozialstandards verpflichten. Dazu gehören der Schutz der Menschenrechte im Unternehmen, die Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen, die Förderung des Umweltschutzes, der Verzicht auf Zwangsarbeit und Kinderarbeit. Kontrolliert wird die Einhaltung der Standards allerdings nicht.
Fairness hervorgehoben
Dafür beobachtet der World Wildlife Fund (WWF) vor Ort die Umsetzung des Projekts. Er streicht die fairen Arbeitsbedingungen vor Ort heraus. Nach Ansicht der Nichtregierungsorganisation kommt das Projekt der dort ansässigen Bevölkerung zugute. Es profitierten „hunderte Familien in der Region von den österreichischen Investitionen – selbstverständlich mit fairen Arbeitsbedingungen“.
Zudem befinde sich THI „im Zertifizierungsprozess zur Erlangung des FSC-Siegels“, so THI-Finanzvorstand Reinhard Pfistermüller. FSC – „Forest Stewardship Council“ – ist eine international agierende Nichtregierungsorganisation, die das Prinzip der nachhaltigen Waldbewirtschaftung vertritt. Auch hier werden faire Arbeitsbedingungen verlangt, laut FCC soll die Bewirtschaftung des Waldes „sozial verträglich“ erfolgen. Dem Wald sollen nicht mehr Bäume entnommen als neu gepflanzt werden, eine umweltgerechte und wirtschaftlich tragfähige Bewirtschaftung ist außerdem Bedingung. Nach der Zertifizierung darf das FSC-Siegel auf jedes Produkt des Unternehmens geprägt werden. Viele Baumärkte legen großen Wert darauf.
So lange, bis THI die FSC-Zertifizierung gelungen ist, kontrolliert der WWF vor Ort die Umsetzung des Projekts. Bis zum Erhalt des FSC-Zertifikates hat sich THI verpflichtet, vierteljährlich über die Fortschritte zu berichten. Selbst nach Erhalt des FSC-Zertifikats will das Unternehmen jährlich an den WWF Österreich sowie an WWF Zentralamerika einen Statusbericht liefern. Laut WWF soll die Bewaldung „positive Wirkungen gegen die Bodenerosion“ haben sowie „neue Lebensräume für Vögel, Hirsche, Affen und Agutis“ schaffen.
Von Fairness keine Rede
Die Umweltschutzorganisation Robin Wood hingegen ist skeptisch: Hier seien oftmals weder Fairness noch Ökologie gegeben. So seien gerade in Mittelamerika die teils ungeklärten Eigentumsverhältnisse ein Problem: Das Land, das den Teakholzinvestoren von Rinder-Tycoons überlassen werde, sei möglicherweise illegal enteignet und werde von indigenen Stämmen zurückgefordert. Da könne von Fairness keine Rede sein, so Peter Gerhard, Tropenwald-Referent bei Robin Wood.
Ökologisch verträglich können Teakholzplantagen in Costa Rica grundsätzlich nicht sein, so Robin Wood. Teak stamme aus südasiatischen Gebieten mit stark ausgeprägten Regenzeiten. Die Bäume werfen einmal im Jahr ihre Blätter ab. Die Auswirkungen, etwa auf die Erosion, seien nicht abzuschätzen. Zudem sei der Einsatz von Chemikalien laut FSC-Zertifikat erlaubt. „Und das“, so Gerhard, „lehnen wir grundsätzlich ab.“