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Archiv-Artikel

„Living Bridge“: Debatte beginnt

Um nicht wieder ein Debakel wie beim Domplatz zu erleben, soll das Projekt einer Häuserbrücke über die Elbe jetzt in einem Internetforum diskutiert werden. Kritiker fürchten um den Blick in die Weite

IN DER SCHWEBE

Über die Brücke haben der Senat und die Initiatoren bisher nur im Rahmen von „Arbeitsgesprächen“ verhandelt. Bevor sich die Stadt konkret mit dem Projekt befasst und ein Planverfahren einleitet, müssen die Initiatoren eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Nach Auskunft des Investors Dieter Becken wären die Vorarbeiten für eine solche Studie weit genug gediehen. Außer im Internet soll das Projekt auch bei mehreren öffentlichen Gesprächsrunden debattiert werden. KNÖ

VON GERNOT KNÖDLER

Die Debatte über die „ Living Bridge“, eine Häuserbrücke über die Elbe, hat begonnen. Das Projekt werde das Stadtbild beeinträchtigen, warnten die Architektenkammer und die GAL. Die SPD warf dem Senat vor, er drücke sich vor einer Entscheidung: Nach einem Gespräch mit den Initiatoren, dem Investor Dieter Becken und dem Architekten Hadi Teherani, hatte der Senat beschlossen, ein Internet-Forum zu eröffnen, in dem sich die HamburgerInnen eine Meinung zu dem Projekt bilden sollen.

Die Brücke verbände die Hafencity mit dem Kleinen Grasbrook und der Veddel. Somit wäre sie ein zentraler Teil des geplanten „Sprungs über die Elbe“ in der Stadtentwicklung. Sie könnte die Internationale Bauausstellung, mit der bis 2013 Wilhelmsburg entwickelt werden soll, ergänzen.

Die Idee, eine Brücke in Verlängerung des künftigen Lohseparks über den Strom zu bauen, entstand bereits 2003 bei einer internationalen Entwurfswerkstatt der Stadtentwicklungsbehörde zum Sprung über die Elbe. 2005 stellten Becken und Teherani ein konkretes Modell vor, das sie Becken zufolge seither weiter verfeinert haben.

Ihnen schwebt eine Brücke mit zwei Ebenen vor: Auf der Unteren – rund 18 Meter über der Elbe – würden auf einer vierspurigen Straße Autos fahren und daneben auch parken. Die Elbbrücken liegen elf Meter über dem Strom. Auf den Rändern der oberen Ebene entstünden fünfstöckige Häuser mit Geschäften, Cafés und 1.000 Wohnungen – in der Hafencity sind 5.500 Wohnungen geplant. Zwischen den Wohnriegeln mit Elbblick lägen Parks, Plätze und Flanierwege.

Becken würde das mehr als 370 Millionen teure Objekt bauen und die Brücke als Verkehrsweg der Stadt überlassen. Im Gegenzug soll ihm die Bürgerschaft die drei Grundstücke überlassen, auf denen die Brücke aufliegt. Am Baakenhöft würde er zwei torförmige Bürohäuser über die Brücke bauen. Auf die Spitze der Kaizunge verzichte er im Gegensatz zu seinen ursprünglichen Plänen, sagte Becken.

Die Bürohäuser seien „überdimensioniert und städtebaulich nicht vertretbar“, kritisierte die Architektenkammer. Überhaupt sei das ganze Vorhaben „äußerst problematisch“. Der geplante Baukörper würde die Ost-West-Sichtachse entlang der Elbe verbauen. „Nicht nur wäre der Blick von der City auf die Elbbrücken verstellt“, kritisiert die Kammer. „Es würde auch der einzigartige Blick von den Elbbrücken auf das Stadtpanorama verloren gehen. Die Sicht vom östlichen Teil der Hafencity zur Innenstadt würde blockiert. „Die Stadt würde durch die Abwertung der Grundstücke dort viel Geld verlieren“, warnt Claudius Lieven, der Stadtentwicklungsexperte der GAL-Bürgerschaftsfraktion.

Es sei nicht geklärt, wie die Sicherheit der Wohnungen gewährleistet werden solle, falls Kreuzfahrtschiffe oder Gefahrguttransporter mit der Brücke kollidierten. Deren Abgasfahnen würden das Wohnen dort unmöglich machen. Für billige Wohnungen seien die Baukosten zu hoch und für den Verkehr sei die Brücke überdimensioniert. „Es ist deshalb nicht im Interesse der Öffentlichkeit, die Betriebskosten zu tragen“, findet Lieven.

Becken bezeichnet das Argument der Sichtachsen als „hergeholt“. Die Brücke würde dazu beitragen, die Elbe in die Stadt zu integrieren und einen Brückenkopf für die Weiterentwicklung der Stadt nach Süden schaffen. Die Wohnungsmieten würden bei zehn bis 10,50 Euro liegen.