Hinter der Maske

Tanzen, zumal die individualisierte Form im Club, wird von Nichtclubgängern gern als hedonistischer Tand belächelt oder – sofern Drogen mit im Spiel sind – gar als lebensbedrohlicher Exzess verabscheut. Als kulturelle Institution der Geselligkeit bei (oft sehr lauter) Musik nehmen es denn auch eher die Betroffenen war. Für die Vertreter des Dubstep hat das Tanzen im Club zudem oft mit der Inszenierung und Sublimierung von Bedrohung zu tun. Die für diese Musik charakteristischen tiefen Bässe würden Hörer unter normalen Umständen dazu veranlassen, die Flucht zu ergreifen, im Club werden die ungefiltert auf den Körper einwirkenden Frequenzen stattdessen fliehkraftartig in Tanzbewegungen übersetzt. Der junge Club Gretchen hat mit Zomby (Foto) heute einen prominenten Vertreter britischer Bassmusik als DJ zu Gast. Der anonyme Produzent, der bei öffentlichen Auftritten stets eine Maske trägt, hat mit seinem aktuellen Album „Dedication“ eine der schönsten Dubstep-Platten des Jahres vorgelegt, deren frei flottierende Klänge sich immer wieder von Clubkonventionen lösen. An den Plattentellern stehen des Weiteren sein Landsmann Pinch, der unter anderem die prägenden Dubstep-Labels Labels Earwax und Tectonic betreibt, oder Paul Spymania, einer der beiden Macher der legendären Dubstep-Reihe „Substance“ im Berghain. TCB

■ Zomby, Pinch: Gretchen, Obentrautstr. 19–21. Heute, 23.30 Uhr