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Archiv-Artikel

Sie ist … eine Ostdeutsche

MDR-INTENDANZ Vor der Wahl neue Vorwürfe gegen Kandidatin Wille

Von STG

Natürlich kann es nicht angehen, dass die Ossifrau Karola Wille MDR-Chefin wird. So jedenfalls liest sich das letzte Aufgebot, das gerade via FAZ in die Schlacht beim skandalgeschüttelten MDR geschickt wird. Die Motivation ist klar: Am Sonntag wählt der Rundfunkrat, Wille ist nach den internen Spielregeln die einzige Kandidatin.

Die 52-Jährige hat in der DDR Jura studiert, schon ihre Dissertation von 1984 wurde in der Schlammschlacht gegen sie verwendet. Jetzt geht es um Aufsätze, die Wille als Koautorin Mitte der 1980er Jahre in einer DDR-Fachzeitschrift veröffentlichte. Die zitierten Sätze sind bester DDR-Ideologiesprech: „Im politischen und ideologischen Arsenal der aggressivsten und reaktionärsten Kräfte des Monopolkapitals nimmt der Revanchismus einen gewichtigen Platz ein.“

Ein „fatales Signal für die notwendige Aufarbeitung der SED-Diktatur“ sei es, wenn „ehemalige Legitimatoren des Unrechtsstaats“ nun Karriere machten, schäumt in der FAZ Klaus Schroeder, Leiter des Forschungsverbunds SED-Staat an der FU Berlin. Der Vorwurf: Wille sei mit ihrer Vergangenheit nicht offen umgegangen. Das ist reichlich pauschal: Wille sagte der FAZ selbst, sie habe in den Texten formuliert, wie es „damals in der DDR üblich“ und „verlangt“ war.

Zudem hat Wille längst Karriere gemacht, ohne dass jemand schäumte. Sie ist schon seit 1996 MDR-Chefjuristin, seit 2003 stellvertretende Intendantin. Daher könnte man ihr eher vorwerfen, mitverantwortlich für die Skandale vom Millionenbetrug beim Kika bis zum Kreditwesen des geschassten MDR-Unterhaltungschefs Udo Foht zu sein. Doch auch hier ist Differenzierung nötig: „Frau Wille war eher diejenige, die gegen Widerstände die Aufklärung vor allem im Fall Foht vorangetrieben hat“, so ein MDR-Rundfunkrat.

Dass über zwanzig Jahre nach dem Ende der DDR eine Ostbiografie – ungeachtet aller Leistungen seit 1989 – von manchen immer noch als „Ausschlusskriterium“ bemüht wird, lässt allerdings tief blicken. STG