: Hafen zittert vor Lokführern
Bis zu 75 der täglich 200 Güterzüge könnten ausfallen, befürchtet die Hafenbehörde. Unternehmen haben kritische Transporte vorgezogen. Private Bahnunternehmen und Laster könnten einen Teil des Geschäfts übernehmen
Im Hafen haben sich die Unternehmen gestern auf den Streik der GDL-Lokführer vorbereitet, der heute Mittag beginnen und 42 Stunden dauern soll. Wie der größte deutsche Hafen betroffen sein wird, war nach Angaben des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg nicht absehbar. Der Vorsitzende der GDL habe Brandbriefe bekommen, die Hinterlandanbindung des Hafens nicht zu bestreiken, sagte Geschäftsführer Norman Zurke.
Bei der Hafenbehörde Port Authority (HPA) wurde eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Hafenbahn und den möglicherweise betroffenen Betrieben eingesetzt, sagte Sprecherin Christiane Kuhrt. Nach ihrer Einschätzung könnten bis zu 75 Prozent der 200 täglichen Güterzüge im Hafen ausfallen. „Das wird sehr, sehr eng werden“, sagte sie.
Die zur HPA gehörende Hafenbahn stellt nur das Schienennetz zur Verfügung, auf der die Deutsche Bahn und private Bahnunternehmen ihre Züge fahren lassen. „Private werden freudig in die Lücke stoßen“, vermutete Zurke. Insofern schneide sich die GDL ins eigene Fleisch. Auch werde es eine Verlagerung von Transporten auf die Straße geben.
Ein Streik würde zu einer großen Herausforderung für alle Beteiligten werden, sagte Zurke. Zu den Aufgaben des Hafens gehöre es, Warenströme zu puffern. „Aber es wird eng in den nächsten Tagen“, prognostizierte er. Reeder, Terminalbetreiber und Logistikunternehmen im Hafen hätten sich auf die Möglichkeit eines Streiks so gut wie möglich vorbereitet und zeitkritische Lieferungen vorgezogen. Zurke kritisierte die Gewerkschaft, die mit einem Streik „völlig unbeteiligte Dritte“ treffen würde.
Nach Angaben der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) werden etwa 30 Prozent der angelandeten Waren mit der Bahn weiter transportiert. Beim Umschlag liegt der Hafen der Hansestadt mit vorhergesagten knapp zehn Millionen Standardcontainern (TEU) in diesem Jahr hinter Rotterdam auf dem zweiten Platz in Europa. DPA