: Hühnerfabrik mit Import-Delinquenten
GEFLÜGEL Der Schlachthof Wietze findet in der Region kaum Mäster. Jetzt schlachtet er dänische Hähnchen
Der riesige Geflügelschlachthof in Wietze im Kreis Celle findet in der Region nicht genügend Mäster. Das könnte seine Förderung durch die niedersächsische Landesregierung in Frage stellen. In seiner Not greift er auf dänische Zulieferer zurück.
Eckehard Niemann, Pressesprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) weiß aus angeblich sicherer Quelle, dass der Schlachthof Wietze nicht ausgelastet ist: „Von den zwei Schlachtbändern des Betriebs läuft nur eins – und das nur zur Hälfte“, sagt er. Daher habe der Geflügelkonzern nun etwa 40 dänische Mäster beim dortigen Geflügelkonzern Rose Poultry abgeworben. Träfe diese Angabe zu, entspräche das etwa 40 Prozent seiner Tiere.
Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) bestätigt zwar, dass der Großbetrieb nun auch Hühner aus Dänemark schlachte. Allerdings liege der Anteil der dänischen Lieferungen bei weniger als einem Prozent. Das bestätigte auch der Pressesprecher des Schlachthofs.
Die CDU-Landesregierung hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Schlachtung von Geflügel aus Dänemark – trotz deutscher Förderung. Allerdings ist offen, ob der Schlachtbetrieb die Förderauflagen erfüllen kann. Er muss bis Ende 2012 genügend Verträge mit Großmästern nachweisen. Falls nicht, muss er das Geld zurückzahlen. Fünf Millionen Euro Förderung hat der Betrieb vom Land für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur erhalten.
Der Grünen-Politiker Christian Meyer hatte kürzlich den Schlachthof in Frage gestellt. Der Selbstversorgungsgrad bei Hähnchen in Deutschland liege bei über 100 Prozent. Ein Export sei „nur zu tierquälerischen und gesundheitlich bedenklichen Bedingungen“ möglich. Die Landwirte der Region, die in der ABL organisiert sind, weigern sich, Wietze zu beliefern. Sie lehnten den „Einstieg in eine konzernabhängige, gesellschaftlich inakzeptable Qualhaltung“ ab, sagt ihr Sprecher. TIZIANA MANELJUK