: Exzellenz-Uni produziert Langzeitstudenten
Wegen Personalmangels werden an der Uni Bremen Pflichtveranstaltungen für Lehramtsstudierende nicht angeboten
Der Abschluss von über 60 Lehramts-Studierenden verzögert sich wegen Personalmangels voraussichtlich um bis zu zwei Semester: Ihre Fächer gehören nicht zu den „wissenschaftlichen Schwerpunkten“, die von der Uni-Leitung im Hinblick auf die Exzellenz-Initiative gepusht werden. Kürzlich hatte sich Uni-Rektor Wilfried Müller für „diesen Kurs“ noch gelobt, und angekündigt, ihn beizubehalten.
Derweil entfallen in diesem Semester mindestens vier Veranstaltungen der Mathe-Didaktik – obwohl die Studienordnung sie angehenden GrundschullehrerInnen vorschreibt. Für manche dürfte das laut AStA-Vorsitzendem Michael Markus „ein ganzes Jahr länger studieren“ heißen – was Bafög und Übergang ins Master-Studium gefährdet.
Seit 2005 ist die entsprechende Lektorenstelle nicht besetzt. 2006 schrieb die Uni sie erstmals aus, als die für die Akkreditierung des Studienganges zuständige Agentur eine Neubesetzung dringend angemahnt hatte. Die Ausschreibung verlief erfolglos, ebenso ein zweiter Anlauf im September. Das Profil sieht eine Lehrverpflichtung von 16 Semesterwochenstunden (SWS) vor – doppelt so viel wie bei Professuren üblich. Zudem war die Stelle auf drei Jahre befristet. Für Mathe-Prof Stefan Halverscheid ist es daher kein Wunder, dass sich keine Bewerber fanden: „Wenn junge Wissenschaftler auf Zeit eingestellt werden, müssen sie auch Raum zum Forschen haben. Bei so viel Lehre geht das nicht.“ Laut Studiendekan Heinz-Dieter Schulz wird mit dem Rektorat über eine Verbesserung der Profils verhandelt. „Wäre die – nach Tarifstandard dotierte – Stelle zu schlecht entlohnt, würde ja allen anderen Lektoren Unrecht geschehen.“ Bis zur Besetzung würden Lehraufträge vergeben. Für die suche man „mit Hochdruck“ nach TutorInnen.
Bereits im Juli hatten sich 80 Lehramtsstudierende wegen Überlastung der Prüfer nicht zum Staatsexamen anmelden können. Die Behörde hatte dies damit erklärt, dass Lehrende mit Prüfungsberechtigung gehäuft ausgeschieden seien. Als Gegenmaßnahme kündigte sie an, kurzfristig weiteren Lehrenden eine Prüfberechtigung zu erteilen. Das wurde offenbar noch nicht umgesetzt: „Am Freitag haben sich Sport-Studierende bei uns gemeldet, die trotz Scheinfreiheit schon zwei Semester aufs Examen warten“, so AStA-Sprecher Markus – „wegen Prüfermangels“. cja