RAINER SCHÄFER RADIKALE WEINE:
Der Lagrein ist ein Urbewohner Südtirols, eine Rebsorte, die dort über Jahrhunderte angebaut und dann verdrängt wurde von Reben wie dem einfacher zu bearbeitenden Vernatsch. Dem wurde der tiefdunkle und kräftige Lagrein oft als Verschnittwein beigemengt, um ihm etwas Farbe und Profil zu verleihen.
Eine Zeit lang sah es so aus, als könne der Außenseiter nicht überleben. Aber Mönche pflegten ihn, besonders die Bozener Benediktiner-Abtei Muri-Gries. Inzwischen hat man nicht nur in Südtirol seinen Wert erkannt: Lagrein ergibt gerbstoffreiche Rotweine, die auf den ersten Schluck rustikal wirken können, aber nie mit Reizen geizen.
Lagrein ist ein auffälliger Charakter, die Topgewächse aus dieser Rebe zählen heute zu den großen, eigenständigen Weinen Italiens. Besonders gut gedeiht er auf den sandig-lehmigen Schwemmlandböden am westlichen Rand von Bozen, aber auch in Kurtatsch, der letzten Südtiroler Gemeinde an der Grenze zum Trentino. Dort baut Peter Zemmer seinen Lagrein Reserve auf Lehmböden an. Nach der Lese reift er 25 Monate lang im großen und kleinen Eichenholzfass. Dabei schleift er seine Kanten etwas ab.
Peter Zemmers Lagrein duftet nach Waldbeeren, Veilchen und Lorbeer, am Gaumen zeigt er sich konzentriert-würzig, mit den typischen mundfüllenden Tanninen und einem leicht zitronigen Finale. Es ist ein Wein, der sich gut macht neben kräftigen Fleisch- und Wildgerichten.
Inzwischen bauen sogar wenige Winzer Lagrein in Australien, Kalifornien und in der Pfalz an. Aber Lagrein kann nie verleugnen, dass er ein Südtiroler Urgewächs ist, tief verwurzelt in dieser alpinen Weinlandschaft.
■ Lagrein Reserve 2012, Weingut Peter Zemmer, 18,95 Euro, Bezug über www.superiore.de
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