„Man hätte es wissen können“

NEONAZIMORDE Verfassungsschutzchef räumt Versagen der Behörden ein

BERLIN taz | Der Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, hat in ungewöhnlich deutlichen Worten das Versagen der Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit den Morden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) eingeräumt.

„Wir haben die Dimension ihres Hasses ebenso unterschätzt wie ihren Willen zur Tat“, sagte er, wie jetzt bekannt wurde, bei einer Veranstaltung vor zwei Wochen.

„Dabei hätte man es durchaus besser wissen können.“ Schließlich kenne man das historische Vorbild der NSU-Täter, so Fromm weiter: „Wir wissen um die Skrupellosigkeit mit der sie einen Völkermord begangen und einen Kontinent in Brand gesetzt haben.“

Die Entstehung der Terrorgruppe NSU müsse vor dem Hintergrund der Radikalisierung der Neonaziszene in den 90er-Jahren gesehen werden. Als Beispiele nannte Fromm die pogromartigen Übergriffe in Hoyerswerda und Rostock sowie die Morde von Mölln und Solingen, aber auch die Öffnung der NPD für Neonazis von der Straße 1996. „Die Gewalt ist im Rechtsextremismus enthalten wie das Gewitter in der Wolke“, so Fromm.WOS