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"Viel Arbeit, wenig Schlaf"

■ Am Sonntag feiert Die Haut ihre erste Dekade mit Nick Cave, Blixa Bargeld, Jeffrey Lee Pierce, Alan Vega und anderen Größen

INTERVIEW

„Viel Arbeit, wenig Schlaf“ Am Sonntag feiert

Die Haut ihre erste Dekade mit Nick Cave, Blixa Bargeld, Jeffrey Lee Pierce, Alan Vega und anderen Größen

Seit über 10 Jahren baut die Die Haut aus Berlin ihr Konzept aus, als Instrumentalband mit Gast-Sängerinnen und -Sängern zusammenzuarbeiten. Für das jüngste Album Head on holte das Quartett Größen des Undergrounds der 80er Jahre zusammen. Blixa Bargeld, Jeffrey Lee Pierce, Nick Cave und Anita Lane werden beim Konzert am Sonntag abend voraussichtlich mitfeiern. Die Haut-Bassist Christoph Dreher berichtete Näheres.

Habt ihr Head on als eine Art ideelles „Best of-Album“ geplant?

Christoph Dreher: Wir hatten uns nach der Produktion von Headless body in a topless bar 1987 entschieden, die Qualitäten der Band mit zwei Vorhaben herauszustellen. Die instrumentale, härtere Seite sollte das Album Die hard skizzieren. Für die folgende Platte nahmen wir uns als Band im dienlichsten Sinne zurück, um einen durchgängigen Einsatz von Sängern und Sängerinnen zu ermöglichen. Die Arrangements haben wir auf sie zu- geschrieben, und dann Cassetten an unsere Wunschkandidaten verteilt. Du kannst eher von der Umsetzung eines Generalplans mit Freunden und Bekannten sprechen als einem „Best of-Album“.

1Ich teile die Stücke auf der Platte in zwei Kategorien: Aus Blues gemachte kleine Wunder und erschütternde Amphetamin-Opern.

Geholfen haben uns in jedem Fall zwei Umstände: Die Band hat funktioniert im Sinne einer Maschine von Deleuze und Guattari. Außerdem hat uns unser Produzent Martin Bisi im Studio geholfen, die Sounds der im Übungsraum entwickelten Ideen zu rekonstruieren. Die fertigen, noch gesanglosen Stücke ernteten unterschiedliche Reaktionen. Alan Vega blieb die von uns gelieferte Hörprobe zunächst fremd. Erst während der Aufnahme fand er den Dreh für seinen Text. Vor ein paar Tagen hat er mir sogar erzählt, daß die Zusammenarbeit ihm Anregungen für seine demnächst anstehenden Solo- Aufnahmen geliefert hat. Anita Lane hat mit Blixa Bargeld einen Text beigesteuert, der vieles aus der Geschichte von Die Haut und ihren Kollegen in den 80er Jahren zusammenfasst: Viel Arbeit, wenig Schlaf, und ein Enthusiasmus, der die Schizophrenie zurückdrängt.

Über Euer aktuelles Tour-Plakat, auf dem ihr in hellen Anzügen vor einem BMW posiert, hat sich eure Plattenfirma WSFA echauffiert.

Wir hatten keine Lust mehr, dem Image als Nick Caves Begleittruppe zu entsprechen, oder dem Bild von der düsteren Kapelle mit an der Kleidung verifizierbarem Independent/Underground-Status.

Außerdem strahlt das Plakat eine schön hervorgeholte 70er-Ästhetik aus.

Aber für solche Eindrücke sind eben nicht alle empfänglich. Fragen: Kristof Schreuf

Große Freiheit, morgen, 21 Uhr

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