piwik no script img

■ NachgefragtSenator Fücks: "Brauchen den Systemwechsel!"

taz: Ist der grüne Umweltsenator begeistert vom Mercedes-Umwelt-Forum in der Unteren Ratshaushalle?

Ralf Fücks: Immanent betrachtet sind diese Anstrengungen auch aus ökologischer Perspektive wichtig, weil sie die Umweltbilanz der Autoproduktion deutlich verbessern. Trotzdem wird damit das Automobil kein umweltfreundliches Verkehrsmittel. Die Autogesellschaft ist nicht zukunftsfähig, schon gar nicht global.

Der Grüne Umweltsenator und Werner Niefer, der Chef des Auto- und Rüstungskonzerns, im Bremer Rathaus — vor Jahren wäre das eine undenkbare Kombination gewesen!

Stimmt. Selbst noch vor zwei, drei Jahren. Es gibt Bewegung auf beiden Seiten. Wir haben uns auf betriebliche Umweltschutzkonzepte eingelassen, auf Seiten der Industrie gibt es Diskussionsbereitschaft auch zu 'fundamentalen' Nachfragen und Kritik, ohne daß sich das Konfliktpotential zwischen uns aufgelöst hätte.

Willi Hoss, Grüner Abgeordneter und Ex-Betriebsrat, arbeitet beim Daimer-Umwelt-Projekt in Brasilien. Gibt es die alten Lager-Gegnerschaften nicht mehr?

Aus der ideologischen Lagerbildung müssen wir heraus. Das heißt nicht, daß sich der Interessengegensatz zwischen Unternehmen, die umweltgefährdende Produkte herstellen, und Umweltpolitik auflöst. Aber es gibt ein weites Feld für Schadstoff-Reduzierung, Energie-Einsparung und Recycling, das man ausschöpfen muß.

Die Wertmaßstäbe geraten in Bewegung. Ist so ein 'Umwelt Forum' von Mercedes lobenswert oder Kompensation, „Lebenslüge“?

Das Fatale ist, daß die Umwelt-Entlastung, die in Bezug auf das einzele Automobil erreicht werden kann, aufgefressen wird durch die Zunahme des Verkehrs insgesamt. Das Auto kann seine vorherrschende Stellung nicht behalten, da sind die Grenzen des Wachstums schon überschritten. Wir brauchen den Systemwechel im Verkehr. Fragen: S.P.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen