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Happening an der Alster gegen Fremdenhaß

 ■ Ideenkette

soll am Wochenende Hunderttausend auf die Beine bringen / Schwarze Luftballons für die Opfer von Solingen?

Wenn Menschen Gutes tun, soll man sich nicht über sie lustig machen. Schon gar nicht, wenn sie sich für Völkerverständigung und gegen Fremdenhaß engagieren. Ermahnende Worte von Freimut Duve, gestern bei der Pressekonferenz anläßlich der Vorstellung einer für Samstag geplanten Ideenkette rund um die Alster. Der SPD-Bundestagsabgeordnete, der letzte Woche für den Asylkompromiß gestimmt hatte, sagte extra andere Termine ab, um nach Solingen daheim bei seinen Wählern und in Reichweite der Lokalpresse zu sein.

Doch die Art, wie die von der Ärztin und Psychologin Evelin Lindner initiierte „Hamburger Ideenkette“ gestern im Literaturhaus präsentiert wurde, hatte schon etwas Pathetisches. Da wurden die Vita der Ideengeberin referiert (sie will später ein Buch drüber schreiben), Effektivität und Aufopferungsbereitschaft des fünfköpfigen Organisationsteams gelobt, eine Liste von 20 Prominenten verlesen, die die Idee unterstützen. Udo Lindenberg bedauert, nicht dabei zu sein, Dagmar Berghoff hat ihre Unterstützung angeboten, Friedhelm Münther und Carlheinz Hollmann moderieren die Bühnenshow, Oslo, Brüssel und Würzburg haben angefragt, ob sie die Idee der Ideenkette kopieren dürfen. Jetzt, nach Solingen, hat Hamburg beste Chancen, einen Exportschlager, eine neue Mitmachaktion für Hundertausend zu kreieren.

Die Idee ist einfach: ein sieben Kilometer langes rotes Seil, bestehend aus elf Einzelteilen, gehalten von 22 Sportlerteams, soll am Samstag abend ab 18 Uhr um Hamburgs Außenalster baumeln. JedeR HamburgerIn ist aufgefordert, seine Idee dranzuhängen, sei es ein gemaltes Bild, ein Textstück, etwas Gebasteltes. Thema: „Völkerverständigung, Frieden, Integration und globale ökologische Verantwortung“. Dabei soll das Seil eine „leere Schale“ symbolisieren (Lindner), in die jeder Bürger etwas hineinfüllen kann. Das Seil, von einer Tauwerkfirma gespendet, wird anschließend in 662 Teile zerschnitten und als „Stimme des Volkes“ an die 662 Bundestagsabgeordneten verschickt werden (fragt sich, was die nach getaner Arbeit — Asylkompromiß — damit noch sollen).

Zeitgleich wird über der Mitte der Alster ein Heißluftballon der Welthungerhilfe schweben, gehalten von acht Ruderbooten an acht 179 Meter langen Seilen (soviele Nationen sind in der UNO). Dieses Zelt, so Lindner, soll die Idee eines „Welthauses“ versinnbildlichen, ein Gedankenanstoß zum „global vernetzten Denken in einer pluralistischen und gleichzeitig Einen Welt“ (Programmheft).

Soviel schöne Worte, soviel Symbolismus. Ein Happening des guten Willens. Auch für Tanzmusik am späteren Abend ist gesorgt. Ist das unmittelbar nach Ermordung von fünf Menschen die angemessene Reaktion? Kein Problem. Es sei jedem freigestellt, ob er „ernste, traurige oder humorvolle Beiträge“ beisteuert, erklärt die Psychologin Lindner. Die türkische Gemeinde erwäge, ob sie schwarze Luftballons aufsteigen lassen will. Kaija Kutter

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