Abgang der Traditionskaufhäuser

■ Klamotten bald nur noch vom Monopolhersteller / Sozialplan bei Fahning Von Kai von Appen

Immer mehr kleine City-Kaufhäuser müssen ihrer mächtigen Konkurrenz weichen: Nachdem Ortlepp vom Kaufhausgiganten Peek & Cloppenburg geschluckt worden ist, befürchtet der Betriebsrat des Kleidungsausstatters Fahning, daß auch dieses Traditionshaus liquidiert werden soll. Betriebsratsvorsitzende Christa Hartmann: „Wir befürchten, daß das Kaufhaus Fahning sterben soll, obwohl es nicht sterben muß.“

Für diejenigen, die ein edles und elegantes Kostüm oder Kleidungsstück benötigten und nicht gerade zur Teenie-Generation gehören, war Fahning stets ein Geheimtip. Seit über 100 Jahren existiert das traditionsreiche Kaufhaus, seit 50 Jahren befinden sich die Verkaufshallen am edlen Neuen Wall.

1991 dann die ersten Anzeichen für die Talfahrt des Unternehmens: Aus der Zeitung erfahren Betriebsrat und Belegschaft, daß Dieter Fahning das Unternehmen an den Immobilienmakler Jürgen Schneider verkauft hat, seither nur noch als Geschäftsführer tätig ist. Ein Jahr später wird dann auch noch die „Immobilie Fahning“ am Neuen Wall zwangsversteigert an eine Immobilienfirma, die nach Angaben der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) ebenfalls Schneider gehört. Fahning soll 34 Millionen Mark kassiert haben.

Anfang dieses Jahres die nächste Hiobsbotschaft: Das Unternehmen teilte seinen Beschäftigten mit wieder via Hamburger Abendblatt daß Fahning den Neuen Wall verlassen werde und zum 1. August in die wesentlich kleineren Räume des Ortlepp-Partners Leineweber an der Mönckeberstraße ziehen wird. Es gibt Anzeichen dafür, daß Schneider am Neuen Wall eine weitere Boutiquepassage errichten möchte. Konsequenz für Fahning-Mitarbeiterinnen: Stark reduziertes Sortiment. 17 der 85 Verkäuferinnen sollen ihren blauen Brief bekommen. In den vergangenen Wochen kämpften Betriebsrat und DAG um einen Sozialplan. Zunächst wollte das Unternehmen für seine langjährigen MitarbeiterInnen keine müde Mark ausspucken. Doch am Montag gab Fahning nach, unterschrieb einen Sozialplan, der immerhin ein Volumen von 350.000 Mark garantiert.

Doch damit ist die Existenzangst nicht gewichen. Betriebsratsanwalt Rolf Geffken stellte nämlich fest, daß der Untermietvertrag für das neue Domizil nur bis 1996 läuft. Daher liegt die Vermutung nahe, daß über kurz oder lang das Haus ganz geschlossen werden soll. Christa Hartmann: „Es gibt vielleicht Konkurrenten, die Interesse haben, daß der Name Fahning ausgeschaltet wird und vom Markt verschwindet.“ Der Vorwurf von Geffken: „Hier sind private Gewinne erzielt worden, aber auf Kosten des Unternehmens.“

Ein ähnliches Schicksal widerfährt auch der Belegschaft der Kaufhauses Ortlepp: Das bekannte Unternehmen ist vor einigen Monaten vom Nachbarn und Konkurrenten Peek & Cloppenburg geschluckt worden. Peek und Cloppenburg gehört zu Ansons, der größten deutschen Klamottenhersteller-Kette. Während Leineweber Fahning weicht, es auch hier Entlassungen gegeben hat, soll das gerade für Millionen aufgepeppte Ortlepp-Haus wieder umgebaut werden und künftig nur noch als Ansons-Herrenausstatter fungieren. Zahlreiche MitarbeiterInnen haben bereits ihre Kündigung erhalten. Unklar ist auch die Zukunft von Sportlepp, dem Ortlepp-Ableger für Sportbekleidung. Denn die neuen Ortlepp-Besitzer haben kein Interesse geäußert, noch ein drittes Kaufhaus an der Mönckebergstraße zu unterhalten. Ein Insider: „Dafür sind die Mieten zu hoch. “