: Grüne Perspektiven auf Sparflamme
■ Stadtforum: Planer bemängeln bei der Stadtplanung die fehlende Synthese zwischen Landschafts- und Stadtentwicklung / Funkstille zwischen Berlin und Brandenburg / Beton begräbt Teltow-Park
Die Synthese aus Landschaftsentwicklung und Stadterweiterung in Berlin – der gemeinsame Traum von Grünplanern und Architekten – wird auch nach der 31. Runde des Stadtforums Illusion bleiben. Abstimmungsmängel zwischen den Senatoren für Verkehr und Umwelt lassen Verabredungen für ein integrales Konzept bislang schwer zu. Partikularinteressen wie die Fixierung großer Wohnungsbaupotentiale und eine mangelhafte Differenzierung von Naturflächen im Flächennutzungsplan (FNP) verhindern ein koordiniertes Planen. Weitere Probleme entstehen aus den Differenzen zwischen Berlin und Brandenburg.
Dennoch, Klaus Ermer, Landschaftsplaner in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, versuchte im Stadtforum die Quadratur des Kreises. Angesichts der geplanten Neubauprojekte in der Stadt müßten dem Landschaftsschutz und der Abstimmung mit den baulichen Aktivitäten mehr Aufmerksamkeit zukommen. Bei der Umsetzung eines Landschaftsprogrammes, beispielsweise bei der Anlage großer Parks im Norden Berlins und deren Verbindung mit den innerstädtischen Grünflächen, „spielt die Sicherung der Gebiete die bedeutsamste Rolle“. Dies sei bisher vernachlässigt worden, sagte Ermer. Die Flächenvorsorge könne mit dem Instrument der Unterschutzstellung geleistet werden. Die Ausweisung als „Landschaftssanierungsgebiete“ – etwa für Karower Felder oder das Wuhletal – stellen zudem Möglichkeiten dar, Freiflächen vor der Bebauung zu bewahren.
Die Einleitung von Landschaftsplänen, betonte Ermer, biete ein Reglement gegen die Begehrlichkeiten paralleler Stadtentwicklung. Die Bereiche zur Erholung und Freizeitgestaltung, „in Abgrenzung zu den Stadtteilen“, könnten zu einem „Raster von Grünanlagen“ zwischen der Innenstadt und dem Außenring geflochten werden. Die Vernetzung von Grünflächen des „äußeren Rings“ mit denen des „inneren Rings“ seien beispielsweise für den Barnimpark, das Wuhletal oder für Adlershof/Johannisthal besonders wichtig.
Grüne Perspektiven, wie beispielsweise für den 1.400 Hektar großen Nordostpark oder das naturräumliche Band des Spree-Havel-Raums, die in Kooperation mit dem Land Brandenburg abgestimmt werden müssen, scheinen insgesamt derzeit jedoch unangebracht. Raumordnungskonzepte zwischen Berlin und Brandenburg kochen auf Sparflamme. Zum Modell der „dezentralen Konzentration“ (vorrangige Entwicklung der Städte Brandenburg, Neuruppin, Cottbus, Frankfurt/O.) herrsche auf der Brandenburger Seite „Funkstille“, berichtete Michael Stoll, Planer in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Statt einer gemeinsamen Landesentwicklungsplanung setze das Umland auf die Ausweisung von Gewerbe- und Wohnflächen. Im südlichen Berliner Umland, erinnerte Stoll, drohe der anvisierte Teltow-Park unter 5.000 bis 8.000 Hektar Beton zu verschwinden. Dienstleistungsstandorte und der „Run“ auf Eigenheimgrundstücke haben dort einen Teppich aus Bauflächen entstehen lassen. Stoll forderte dringend eine gemeinsame Regionalplanung zwischen Berlin und Brandenburg.
Mit Kritik wurde auch Stadtentwicklungssenator Hassemer in die Sommerpause geschickt. Es wäre der Mühe wert gewesen, befand der Architekt Urs Kohlbrenner, sich beim FNP mit Brandenburg auch auf schwierige und langandauernde Verhandlungen einzulassen. Kohlbrenner: „Nun wirken die Planungen Brandenburgs unmittelbar auf den Berliner FNP zurück und karikieren diesen.“ Rolf Lautenschläger
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen