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Algier: Staatsrat beschließt Übergangsregierung

■ Übergangszeit von zwei bis drei Jahren geplant / Bekannter Soziologe ermordet

Algier/Berlin (AFP/taz) – In Algerien soll Ende 1993 eine Übergangsregierung an die Stelle des Obersten Staatsrates treten, der Anfang 92 nach einem vom Militär unterstützten Staatsstreich die Macht übernommen hatte. Dies meldete die algerische Nachrichtenagentur APS. Demnach soll der Oberste Staatsrat von einer „Übergangsregierung kompetenter Minister und Verfechter des nationalen Interesses“ abgelöst werden. Eine „präsidiale Instanz“, deren Besetzung offen blieb, soll die „Rolle des Staatspräsidenten“ übernehmen, neben den erneut ein „Konsultativrat“ treten soll.

Der Übergang soll zwei bis drei Jahre dauern und durch Wahlen beendet werden. Nur Kräfte, die sich zur „Gewaltlosigkeit“ verpflichten, sollen an dem Übergang beteiligt werden. Dies geht zweifellos an die Adresse der „Nationalen Heilsfront“ FIS, die nach der Machtübernahme des Staatsrates verboten wurde. Ihre Anhänger wurden zu Tausenden verhaftet und monatelang interniert. In Algerien wurde der Ausnahmezustand verhängt. Die FIS hätte die Anfang 1992 vom Staatsrat abgebrochenen Parlamentswahlen voraussichtlich gewonnen. Zwischen den Militanten der FIS und algerischen „Sicherheitskräften“ kommt es seither beinahe täglich zu blutigen Auseinandersetzungen.

Unterdessen wurde bekannt, daß der namhafte algerische Soziologe M'hammed Boukhobza gestern morgen bei einem Anschlag in Algier getötet wurde. Der 52jährige Boukhobza war kürzlich zum Nachfolger des im März getöteten Leiters des Nationalen Instituts für globale Studien (INESG), Bildungsminister Lyabes, ernannt worden und war Mitglied des Nationalen Konsultativrats. Boukhobza ist der sechste bekannte Intellektuelle, der seit März in Algerien Opfer eines Anschlages wurde. Als Täter werden militante Islamisten vermutet. N.C.

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