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Die Prinzessin und der Dübel

■ Im Geist der Zeit: „Abgeschminkt“, ab morgen in der Schauburg

„Frauen und Männer passen nun mal nicht zueinander!“ So schrieb es uns Herr Loriot einmal ins Stammbuch. Und doch - wider alles bessere Wissen versucht frau & man, es irgendwie doch noch passend hinzukriegen. Und liefert damit den Stoff für ein Filmgenre, dessen RegiseurInnen es anscheinend auch einfach nicht begreifen wollen. Die Beziehungskomödien (bzw. — dramen), neuerdings auch als Single-Klamotten getarnt, erfreuen sich jedenfalls anhaltender Beliebigkeit. Eine davon ist „Abgeschminkt“, das Spielfilm- Debüt der Münchner Filmstudentin Katja von Garnier.

„Abgeschminkt“ nämlich sollen die Frauen hier erscheinen. Eben: „pur“, wie Garnier sagt — unverstellt von den Filmklischees Marke „Heimchen oder Vamp“. Nicht die gestrenge Karrierefrau, auch nicht die biestige Emanze sollte auftreten. Sondern: „bewußte Frauen, die einfach alles tun und nicht nur alles wollen.“ Soweit der schöne Anspruch.

„Abgeschminkt“ aber ist der Regisseurin (und Drehbuch-autorin) zu einer einzigen, ausgedehnten Schminkstunde geraten. Wobei die Kamera den Schminkspiegel ersetzt. Davor sich die Frauen (Katja Riemann und Nina Kronjäger) dann unablässig produzieren müssen: beim Aus-und Anziehen, beim An-und Abschminken, beim Rauchen, Frühstücken und vor allem beim Philosophieren über die Männer im Gemeinen.

Solche „private moments“ bildeten in Hollywoods Beiträgen zum Thema stets eine Ausnahme. Der (meist recht sittsame) Einblick in die Intimsphäre der Frauen und Männer blieb meist eine Momentaufnehme. Garnier hat diesen Moment auf Spielfilmlänge gedehnt. „Abgeschminkt“ wird so zu einer Nahaufnahme aus dem Nähkästchen: Wie aus Fältchen Falten werden, wie frau immer wieder mit Figurproblemchen ringt, wie sie sich ihren Märchenprinzen vorstellt und dann natürlich ganz zufällig auch kennenlernt — all das können wir hier lernen, wenn wir nur genau hinsehen.

„Was Sie schon immer über Frauen wissen wollten“, so untertitelt Garnier ihren Film. Als ungeschminkte Alltags-Beobachtung darüber, wie die Frauen denn nun wirklich sind, taugt die Geschichte allerdings kaum. Spruch an halbwegs flotten Spruch reihen diese Frauen von heute, und beim geringsten Anlaß geraten sie dann wieder ganz aus dem Häuschen über dahergelaufene Märchenprinzen. Und fallen damit allzu oft wieder in die Klischees unserer filmischen Weibs-Bilder zurück. Immerhin: Am Schluß lernt Maischa, die Romantikerin, dann doch noch, wie sie ihre Regale selbst andübeln kann. Und ist damit doch ein Stück vorangekommen im Vergleich mit den Märchenprinzessinnen anderer deutscher Komödien. Thomas Wolff

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