: Achtung! Lebende Tiere!
■ Ein neues Magazin über Tierskandale im ZDF
Ab heute vierteljährlich jeweils am Mittwoch um 21.00 Uhr
Östrogene – Thyreostatica – Tranquilizer – Beta-Rezeptorenblocker: Bestelliste einer Psychiatrie? Nein – ein kleiner Ausschnitt einer gängigen Speisekarte; allerdings so noch nicht kennzeichnungspflichtig. Oder der Einkaufszettel. Dürfen's ein paar Gramm mehr sein? Mono- und Diglyceride – Antibiotika?
Die Verpackung nennt man Tier. Nach Risiken und Nebenwirkungen wird nicht gefragt, geschweige denn nach den Torturen der Züchtung, des Transports oder nach dem quälend langen Akt des Tötens.
„Achtung! Lebende Tiere!“ will auf Tierskandale in unserer Gesellschaft aufmerksam machen, aber auch auf ermutigende Entwicklungen hinweisen. Dabei wird der Schwerpunkt nicht ausschließlich bei der menschlichen Ernährung liegen. Die Moderation des neuen Magazins hat der Wissenschaftsjournalist Volker Arzt übernommen, als Autor wurde Manfred Karremann gewonnen, der bereits mit Dokumentationen wie „Vom Elend der Nutztiere“ und „Tierskandal im Jumbo-Jet“ für einige Aufregung in der Fernsehsessel- Landschaft gesorgt hatte.
Devot wirbt die „fleischverarbeitende Industrie“ mit Hochglanzbroschüren an der Ladentheke. Doch hinter den Kulissen geht es mit härteren Bandagen zur Sache, wer das große Schlachten, die skandalöse Haltung und den brutalen Transport von Tieren filmt oder filmen will, der muß mit Aktivitäten rechnen, von denen einstweilige Verfügungen noch die harmlosesten sind. Karremann klagt über die Schwierigkeiten, die ihm Behörden und Industrie machen. Aber auch über Filmklau.
Jeder Westdeutsche verzehrt pro Jahr etwa 100 Kilogramm Fleisch – und das trotz diverser Schweine-, Kälber-, Hühner- und des aktuellen Rinderskandals um die Krankheit Bovine Spongioforme Enzephalopathie (BSE), auch Rinderwahnsinn genannt. Die Krankheit befällt das Gehirn der Tiere und verwandelt es in eine „schwammförmige Masse“. Danach ist es dem Tier nicht mehr möglich, richtig zu stehen oder zu laufen, und es stirbt wenige Tage später qualvoll.
In der taz antwortete der Mikrobiologe Prof. Richard Lacey von der Universität Leeds auf die Frage von Ralf Sotscheck, ob BSE auf Menschen übertragbar sei: „Bei Experimenten hat die Krankheit die meisten Säugetiere befallen, die getestet wurden. Ich sehe keinen Grund, warum Menschen dafür nicht anfällig sein sollten.“ Indes reagieren die Fleischdogmatiker streng vegetarisch: mit Tomaten auf den Augen und Bohnen in den Ohren. Mahlzeit! Harry Rosina
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